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Afrikanisches Lampenputzergras (Pennisetum setaceum)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Das Afrikanische Lampenputzergras ist eine ausdauernde, horstbildende Grasart, die zwischen 20 und 120 Zentimeter groß wird. Die blaugrünen Laubblätter wachsen basal wie am Knoten des Halms und werden 20 bis 30, seltener bis zu 80 Zentimeter lang und 1 bis 3 Millimeter breit. Sie sind wechselständig angeordnet und laufen am Ende spitz zu. Der Blattrand ist zumindest basal bewimpert und die Mittelrippe des Blattes vorstehend, während Blattscheide und Internodium glatt sind. Die sandfarbenen bis leicht purpurnen Blüten liegen in 6 bis 30 Zentimeter langen Scheinähren, in denen die Ährchen dicht aneinander liegen. Dadurch, dass die Spelzen statt Grannen mit 12 bis 26, seltener bis zu 40 Millimeter langen Haarborsten besetzt sind, die teilweise gefiedert sind, entsteht der namensgebende Blütenstand des Lampenputzergrases (Nehring & Skowronek 2020). Die Blütezeit liegt überwiegend im Sommer, wobei auch Einzelblüten sporadisch übers Jahr erscheinen (Umweltbundesamt 2020). Die zahlreich entwickelten Samen sind leicht (Tausendkorngewicht: 0,5g) (PIER 2005), sodass überwiegend Windausbreitung stattfindet. Aber auch Ausbreitungen als Tierstreuer, Anheften an Kleidung, schwimmend auf Gewässern oder durch Ausstreuung von Gartenabfällen sind erfolgreich (Brisbane City Council o.J.). Die Samen sind sehr resistent und 6 Jahre oder länger keimfähig (Dana et al. 2005).

In Europa werden mehrere Pennisetum-Sorten gehandelt, zum Beispiel Cherry Sparkler, Fireworks, Rubrum, Sky Rocket und Summer Samba, welche dem Formenkreis Pennisetum advena (Rotes Lampenputzergras) zugeordnet werden. Im Gegensatz zu Pennisetum setaceum ist Pennisetum advena steril und hat eine flache Mittelrippe. Weitere Unterschiede liegen in der Breite des Blattes und Länge des Stängels (EPPO 2021), wobei der Verwandtschaftsgrad der Sippen insgesamt sehr hoch ist (Groom et al. 2017). Obwohl der Handel dieser Sorten in der EU zulässig ist (siehe Abschnitt Maßnahmen), ist ihr hybridogener Ursprung von Pennisetum setaceum als Ausgangspartner sowie das Ausbreitungspotenzial nicht abschließend geklärt. Einige Autoren erklären rotblättrige Sorten als nicht steril oder sogar als Sorte mit (hohem) Ausbreitungsvermögen (Veldkamp 2014; Gilman 2014).

Weitere Arten der Gattung Pennisetum ähneln Pennisetum setaceum sehr, insbesondere Pennisetum alopecuroides. Unterschiede liegen meist in Länge der Halme, Blätter und Breite der Blätter (Deputy Direction of Nature Risk Assessment Area: Europe 2016).

Biologie

Es handelt sich um eine schnellwüchsige C4-Pflanze. Aufgrund eines veränderten Photosynthese-Stoffwechsels haben C4-Pflanzen eine höhere Photosyntheserate bei geringerem Wasserverlust als die mitteleuropäischen C3-Pflanzen. Dieser vorteilhafte ökophysiologische Effekt kommt ab Temperaturen von 25 Grad Celsius zum Tragen, sodass C4-Pflanzen besonders in heißen Klimazonen verbreitet sind. Die Art bildet dichte Einartbestände heraus, die heimische Pflanzen durch Monopolisierung von Wasser, Nährstoffen und Licht auskonkurrieren. Durch die starke Akkumulation toter Biomasse werden Busch- und Waldbrände begünstigt und die abgebrannten Flächen werden rasch vom Afrikanischen Lampenputzergras wiederbesiedelt (PIER 2011; EPPO 2018). Keimlinge hingegen sind trockenheitsunverträglich, wobei das Wachstum durch zusätzliche Nährstoffe und Wasser begünstigt wird (EPPO 2012). Die Art ist frostempfindlich und in Mitteleuropa nicht winterhart (CABI 2015).

Es wird angenommen, dass das Afrikanische Lampenputzergras flexibel in der Bindung mit ortsfremden arbuskuläre Mykorrhizapilzen ist. Diese Eigenschaft könnte helfen, geeignete Nischen in einer Vielzahl von Ökosystemen außerhalb des eigentlichen Verbreitungsgebiets zu finden (EPPO 2018).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Marokko bis zur Arabischen Halbinsel sowie südlich bis in die Region des Sambesi-Tals. Das Gras wurde als Zierpflanze nach Europa gebracht. In Spanien erfolgte die weitere Ausbreitung durch Anheften der Samen an Fahrzeuge und Maschinen (Umweltbundesamt 2020).

Bislang gilt das Afrikanische Lampenputzergras in Spanien, Frankreich, Malta und Italien als eingebürgert (EPPO 2014). Die Ersteinfuhr nach Deutschland erfolgte im 20. Jahrhundert. Heute ist die Art im Handel, in Privatgärten und botanischen Gärten verbreitet. Trotz der verbreiteten Kultur als Zierpflanze gibt es bisher keine wildwachsenden Vorkommen in Deutschland (Nehring & Skowronek 2020). In Folge des Klimawandels könnten mildere Winter der frostempfindlichen Art zu mehrjährigem Fortbestehen verhelfen und eine mögliche Invasion begünstigen (Chuine et al. 2012).

Lebensraum

Das Afrikanische Lampenputzergras ist an trockene Extremstandorte angepasst und besiedelt neben Graslandschaften, Küstenlandschaften, stark anthropogen geprägten Standorten wie Straßenrändern und Bahndämmen, genauso gut Trockenwälder und Lavafelder (PIER 2011).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Es gibt keine wild wachsenden Vorkommen des Lampenputzergrases in NRW.