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Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)

Aktualisiert am: 04.04.2024
EU-Code:

Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)
Riesen-Goldrute (Solidago gigantea)
© Foto: C. Michels

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Die Riesen-Goldrute ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die zwischen 30 und 280 Zentimeter groß wird. Der bläulich-grüne Stängel ist unverzweigt, unbehaart und hat einen Durchmesser von 5-11 Millimeter ([author]Weber & Jakobs[/author] 2005). Lediglich im Bereich des Blütenstandes ist der Stängel verzweigt und weist teilweise eine leichte Behaarung auf. Der Blütenstand selber ist leicht überhängend und besteht aus ungefähr 1200 Blütenköpfen mit insgesamt ungefähr 15000 Einzelblüten, die in einer Rispe mit zentraler Achse liegen (Weber & Jakobs 2005; CABI 2021, Starfinger et al. 2011). Wie bei den meisten Arten der Unterfamilie Asteroidae unterscheidet man zwischen fertilen, weiblichen Zungenblüten und fertilen, zweigeschlechtlichen Röhrenblüten (CABI 2021). Die goldgelben Blüten liegen in 4-8 Millimeter großen Köpfchen mit 3-4 Millimeter hohen Hüllblättern ([author]Starfinger et al. [/author]2011). Die ein bis zwei Millimeter großen Samen verbreiten sich mit Hilfe des 1 Millimeter langen Pappus (CABI 2021; [author]Weber [/author]1998). Die gezähnten, seltener ganzrandigen Blätter sind einfach und unbehaart, aber teilweise flaumig auf der Blattunterseite, sowie von drei Nerven durchzogen. Sie sitzen ungestielt und spiralig angeordnet am Stängel, wobei die größten Blätter an der Stängelmitte liegen und die Blattgröße zum Blütenstand abnimmt (CABI 2021). Mit einer Länge von 8-18 Zentimetern und einer Breite von 1-3 Zentimetern sind sie lanzettlich ([author]Weber & Jakobs [/author]2005). Das Überdauerungsorgan ist ein 1 Zentimeter dickes und bis zu 90 Zentimeter langes Rhizom. Es liegt meist 10-20 Zentimeter tief im Boden (Weber & Jakobs 2005).

Taxonomische Einordnung

Innerhalb der Sippe Solidago gigantea gibt es drei Unterarten, die sich in ihrem Ploidiegrad unterscheiden (CABI 2021):

Solidago gigantea var. gigantea ist diploid.

Solidago gigantea subsp. serotina ist tetraploid.

Solidago gigantea var. shinersii ist hexaploid.

Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob die Unterarten zu eigenständigen Arten erhoben werden sollen (CABI 2021; [author]Starfinger et al.[/author] 2011).

Die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) ist der Riesen-Goldrute sehr ähnlich, jedoch hat die Riesen-Goldrute einen unbehaarten Stängel, einen bräunlichen Pappus, einen dichteren Blütenstand und längere Rhizome ([author]Weber & Jakobs[/author] 2005). Die Kanadische Goldrute ist ebenfalls invasiv ([author]Nehring et al.[/author] 2013).

In Nordost-Amerika sowie auch in Frankreich wurde eine Hybridisierung von Solidago gigantea mit Solidago canadensis beobachtet (CABI 2021).

Biologie

Die Riesen-Goldrute treibt ab April aus und blüht von August bis September (Juli bis November). Die Samen dienen vorwiegend der Fernausbreitung, während sich einmal etablierte Bestände ausschließlich klonal vermehren, sodass sich unter günstigen Bedingungen artenarme Dominanzbestände herausbilden (CABI 2021; [author]Weber & Jakobs[/author] 2005). Es bildet sich ein dichtes Netz aus Rhizomen mit bis zu 300 Sprossen pro Quadratmeter (Starfinger et al. 2011), wobei die Monobestände der Riesen-Goldrute nach außen auflockern und sich fast 1 Meter pro Jahr in alle Richtungen ausbreiten (CABI 2021; [author]Gigon & Bocherens [/author]1985).

Bei Konkurrenz im Wurzelraum wird das Rhizomwachstum verstärkt, während Konkurrenz um Licht und Raum zu einem schnellen Wachstum und Herausbildung großer Blütenstände führt. Generell lässt Konkurrenzkraft in Form von Pflanzengröße und Samenproduktion nach, sobald es sich um einen trockeneren Standort handelt. Im Fall von Trockenstress wurde die Ausbildung kleinerer Blätter und eine Reduktion der Biomasse beobachtet ([author]Weber & Jakobs[/author] 2005).

Einige Insekten ernähren sich herbivor von der Riesen-Goldrute, sodass in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet dichte Monobestände seltener sind als in Europa; in Europa hat Herbivorie durch Insekten keinen nennenswerten Effekt auf die Riesen-Goldrute (CABI 2021).

Sie stellt eine wichtige Nahrungsquelle für blütenbesuchende Insekten dar. Es wurden Bienen und Soldatenkäfer, aber auch Glattkäfer, Fliegen, Grabwespen und Ameisen beobachtet (CABI 2021; [author]Voser-Huber[/author] 1983). Solidago gigantea geht eine Symbiose mit Mykorrhizapilzen ein ([author]Weber & Jakobs[/author] 2005).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet sind die USA und der Süden Kanadas ([author]Meusel & Jäger[/author] 1992). Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Riesen-Goldrute als Zierpflanze nach Europa eingeführt und ab Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen europäischen Ländern wildwachsend in der freien Natur beobachtet ([author]Weber[/author] 1998). Seitdem breitete sich die Riesen-Goldrute mit einer Expansionsrate von 980 Quadratkilometern pro Jahr rasch aus ([author]Weber [/author]1998). Das Anpflanzen der Riesen-Goldrute in Privatgärten sowie als Futterpflanze für Bienen dürfte dabei eine entscheidende Rolle gespielt haben ([author]Walter [/author]1987).

Heute ist die Riesen-Goldrute in weiten Teilen Europas etabliert und kommt ebenso in Russland, Japan, Korea, Australien und Neuseeland vor (CABI 2021; [author]Weber & Jakobs 2[/author]005). In Deutschland ist die Erschließung neuer Standorte im Gegensatz zu süd- und südosteuropäischen Ländern weitestgehend abgeschlossen ([author]Starfinger et al.[/author] 2011).

Die Art breitet sich besonders entlang von Flussläufen aus, indem abgebrochene Teile des Rhizoms sich wiederbewurzeln ([author]Weber & Jakobs [/author]2005; [author]Starfinger et al. [/author]2011).

Lebensraum

Im natürlichen Verbreitungsgebiet wird die schattenunverträgliche Riesen-Goldrute als typische Art von Nassstandorten beschrieben und kommt in Mooren, Sümpfen und entlang von Flüssen vor ([author]Weber & Jakobs [/author]2005; Ellenberg et al. 1992). Vorkommen auf trockenen Standorten sind ebenfalls häufig, aber weniger vital ([author]Weber & Jakobs[/author] 2005).

In Europa besiedelt die Art ein breites Spektrum an Lebensräumen wie Offenlandstandorte, Waldränder, Straßenränder und Bahndämme sowie Feuchtgebiete und andere flussnahe Standorte ([author]Hartmann & Konold[/author] 1995). Besonders urbane und gestörte Standorte werden besiedelt (CABI 2021).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Die Riesen-Goldrute kommt nahezu flächendeckend in ganz NRW vor (BfN 2013). Es handelt sich hierbei nur um die tetraploide Ausprägung von Solidago gigantea ([author]Schlaepfer et al. [/author]2010). Ein Voranschreiten des Klimawandels wird sich positiv auf die Art auswirken, da höhere Temperaturen die Keimung, das Pflanzenwachstum und die Samenproduktion begünstigen ([author]Weber & Jakobs[/author] 2005).