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Brasilianisches Tausenblatt (Myriophyllum aquaticum)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Das Brasilianische Tausendblatt ist eine der Arten aus der Familie der Haloragaceae, die sowohl submerse (unter der Wasseroberfläche befindliche) als auch emerse (über der Wasseroberfläche befindliche) Blätter ausbilden können. Die Stängel von Myriophyllum aquaticum erreichen bis zu mehrere Meter Länge und können bis zu 50 cm über die Wasseroberfläche hinausragen. An den 4-5 mm starken Stängeln befinden sich die Blätter in (4) 5-6 zähligen Wirteln. Die submersen und emersen Blätter unterscheiden sich dabei in ihrer Größe und Farbe sehr stark voneinander. Die submersen Blätter sind 3,5-4 cm lang und 0,8-1,2 cm breit, gefiedert und besitzen 25-30 gerade Fiederblättchen, die eine Länge von bis zu 0,7 cm erreichen. Die emersen Blätter sind ebenso wie die submersen unbehaart, 2,5-3,5 cm lang und 0,7-0,8 cm breit, gefiedert und besitzen 24-36 Fiederblättchen, die Längen von 0,45-0,55 cm erreichen. Die 4-zähligen weiblichen Blüten sitzen auf einem 0,2-0,4 mm langen Stiel einzeln in den Blattachsen der oberen emersen Stängelabschnitte. Die weißen Kelchblätter sind 0,4-0,5 mm lang, 0,3 mm breit und fein gezähnt, Kronblätter fehlen.

Verwechslungen könnten mit der einheimischen Wasserfeder, Hottonia palustris, auftreten, bei der jedoch die Blätter neben einer grundständige Blattrosette am Stängel wechselständig angeordnet sind.

Biologie

Das Brasilianische Tausendblatt ist eine Art, die mit ihren submersen (untergetauchten) Trieben das ganze Jahr über in den Gewässern zu finden ist. Das Brasilianische Tausendblatt blüht von Mai bis Juli und zeigt unter starker Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen einen guten Wuchs. Insbesondere in stehenden oder langsam fließenden Gewässern bilden sich unter warmen und sonnigen Standortbedingungen dichte Bestände aus. In stark fließenden Gewässern kann die Art auch das ganze Jahr nur rein submers vorkommen. In Gewässern mit geringer Fließgeschwindigkeit und in Stillgewässern bleiben die submersen Sprossteile nur so lange beblättert, so lange sie noch ausreichend Licht erhalten. Wird der emerse Pflanzenbestand zu dicht, so verlieren die Pflanzen ihre submersen Blätter. Die winterharte Pflanze besitzt in einigen Fällen selbst unter einer geschlossenen Eisdecke noch beblätterte submerse Sprossteile, aus denen im Frühjahr, wie auch aus den emersen Sprossen des Vorjahres, die Pflanze wieder neu auswächst. Außer an einigen Naturstandorten im Ursprungsgebiet der zweihäusigen Art, konnten bei Myriophyllum aquaticum bislang keine männlichen Blüten beobachtet werden, und auch an diesen Naturstandorten bilden sich nur in sehr seltenen Fällen Samen aus. Daher kann die Ausbreitung in Deutschland nur auf rein vegetativem Weg erfolgen, wobei das Brasilianische Tausendblatt in der Lage ist, sich selbst aus einzelnen Blättern wieder neu zu regenerieren.

Herkunft und Einwanderungsweg

Das Brasilianische Tausendblatt stammt aus dem tropischen bis subtropischen Südamerika und wächst in Höhen von bis zu 3200 m ü. NN. Das Areal reicht in Südamerika südlich bis Argentinien und Chile. Von hier aus gelangte die Art nach Nordamerika, wo sie sich seitdem in vielen Gebieten etabliert hat. Weitere neophytische Vorkommen von Myriophyllum aquaticum finden sich u.a. in China, Java, Japan, Australien, Neuseeland, Hawaii, Zimbabwe, Südafrika, Madagaskar, Malaysia und den Philippinen. In Europa wurde die Art 1880 in Südwestfrankreich eingeführt und ist bis jetzt u.a. aus den europäischen Ländern Portugal, Spanien, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Frankreich nachgewiesen. Es wird angenommen, dass die sehr beliebte und sehr oft verkaufte Aquarienpflanze vielfach als Aquarienflüchtling in die Gewässer gelangt. Ist Myriophyllum aquaticum erst einmal in einem Gewässer etabliert, so ist eine mechanische Bekämpfung selten erfolgreich, u.a. auch infolge der enormen Regenerationsfähigkeit der Art.

Lebensraum

Es werden sowohl stehende als auch fließende Gewässern besiedelt, wobei die Art flache, verschlammte Gewässerbereiche bevorzugt, wo die Art innerhalb kürzester Zeit dichte emerse Bestände ausbilden kann.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen sind bislang nur wenige Vorkommen von Myriophyllum aquaticum bekannt geworden. Dabei konnte sich die Art an den Standorten meist großflächig ausbreiten. Im Kreis Mettmann konnte beobachtet werden, wie innerhalb von zwei Jahren ein mehrere hundert m² großes und relativ flaches (max. Tiefe ca. 1,5 m) Kleingewässer von der Art vollständig eingenommen wurde.

Aufgrund der auftretenden Schwierigkeiten bei der Bestimmung von rein submersen Beständen des Brasilianischen Tausendblatts (die Art ist mit rein submersen Blättern mit der bislang vorliegenden, deutschsprachigen Bestimmungsliteratur nicht zu bestimmen) ist jedoch zu vermuten, dass die Art durchaus eine weitaus größere Verbreitung in Nordrhein-Westfalen besitzen könnte als bisher angenommen wurde. Als potentielle Wuchshabitate sind neben Still- und Fließgewässern wohl auch Feuchtwiesen und Sümpfe anzusehen.