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Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)

Aktualisiert am: 17.07.2023
EU-Code:

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Das Drüsige Springkraut ist eine einjährige, wuchskräftige, insbesondere im oberen Teil verzweigte Art, die bis 2,5 m hoch wird und dabei einen Stängeldurchmesser von bis zu 5 cm erreichen kann. Die lang gestielten, lanzettlichen, scharf gezähnten Blätter sind 10-25 cm lang und etwa 2-5 cm breit. Sie stehen im unteren Stängelabschnitt oft gegenständig, im oberen Bereich dagegen zu dritt (oder zu noch mehreren) an einem Knoten. Am Blattgrund und Blattstiel befinden sich gestielte Drüsen, wonach die Art benannt ist. Die stark duftenden Blüten stehen in gestielten Trauben, sie werden inkl. Sporn bis 4 cm lang. Ihre Farbe reicht von weißlich über blassrosa und rosa bis tiefpurpurn. Die kahle Frucht ist eine 3-5 cm lange Kapsel, die bei Reife unter Druck steht und dann bei Berührung bzw. starker Bewegung explosionsartig aufbricht und die 3 mm großen Samen bis etwa 7 m weit herausschleudert.

Das Drüsige Springkraut ist aufgrund seiner Blütenfarbe bei uns nur mit der in Gärten gepflanzten, aber nur sehr selten verwilderten Balsamine (Impatiens balsamina) verwechselbar. Diese ist allerdings deutlich kleiner, besitzt ausschließlich wechselständige Blätter und meist einzeln in den Blattachseln stehende Blüten. Ihre Früchte sind behaart.

Taxonomische Einordnung

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Biologie

Als einjährige Art vermehrt sich das Drüsige Springkraut ganz überwiegend über Samen. Eine vegetative Ausbreitung durch Anwurzeln abgerissener und verdrifteter Pflanzenteile spielt nur eine untergeordnete Rolle. Einzelpflanzen können je nach Größe bis zu 2500 Samen ausbilden (KOWARIK 2003). Während sich die Art im näheren Umfeld durch das Wegschleudern der Samen ausbreitet, findet eine Fernausbreitung mit Hilfe des Wassers statt. Fallen die Samen ins Wasser, sinken sie auf den Grund und werden mit der Geröllfracht des Flusses weitertransportiert. Bei Hochwasser gelangen die Samen durch Aufwirbelung wieder in den Wasserkörper und werden so bei Überschwemmungen effektiv und weit ausgebreitet. Eine Besiedlung eines Flusssystems erfolgt flussabwärts dadurch außerordentlich schnell. Trockene Samen können außerdem an der Wasseroberfläche schwimmen. Die Lebensdauer der Samen beträgt mehrere Jahre. In Kombination mit der hohen gebildeten Samenanzahl führt dies zu einem beträchtlichen Samenpotential im Boden. Die gesamte Pflanze stirbt im Herbst bei den ersten Frösten ab. Die Keimung erfolgt relativ spät im Jahr je nach klimatischer Lage etwa gegen Ende April. Durch lang anhaltende Fröste wird sie verzögert. Bereits herangewachsene Jungpflanzen werden durch Spätfröste vernichtet, aber durch das Keimen neuer Pflanzen aus der Samenbank ersetzt. Von der Keimung bis zur Blüte vergehen etwa 13 Wochen (FLORAWEB). Die Blütezeit reicht von Juli bis zum ersten Frost (Oktober/November). Je nach Lebensraum bildet das Springkraut dichte Dominanz-Bestände oder wächst nur vereinzelt zwischen anderen Arten.

Die Blüten gelten aufgrund ihres Aufbaus und des reichlichen und stark zuckerhaltigen Nektars als typische Hummelblumen. Neben einer Reihe von heimischen Hummelarten und in geringerem Maße auch von anderen Wildbienen-Arten werden sie reichlich von Honigbienen besucht (VON HAGEN 1991, SCHMITZ 1995).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das Drüsige Springkraut stammt aus dem westlichen Himalaya, wo es nach HARTMANN et al. 1995 auf Höhen von 1800 bis 3000 m ü. NN. an Bachufern wächst. Nach FLORAWEB soll es dort an Bächen nur selten auftreten, an Flüssen noch gar nicht beobachtet worden sein und vorwiegend in feuchten Nadelwäldern, auf Lichtungen, in Straßengräben und an Ackerrändern wachsen. Nach Europa gelangte die Art als Zierpflanze zunächst 1839 nach England und wurde von dort aus recht schnell auch in andere europäische Länder eingeführt.

Neben ihrer Rolle als Gartenpflanze spielte und spielt sie auch heute noch eine große Rolle als Bienenweide und ist daher bei Imkern beliebt, die mit zu ihrer Ausbreitung beitrugen. Die Bedeutung des Drüsigen Springkrauts liegt hierbei vor allem in seinem massenhaften Auftreten sowie der späten und lang andauernden Blütezeit in einer eher blütenarmen Jahreszeit. Von ersten Verwilderungen der Art in Mitteleuropa wurde bereits Mitte des 19. Jahrhundert berichtet. Hat sich die Art erst einmal in einem Flusstal eingefunden, breitet sie sich flussabwärts schnell aus. Heute ist das Drüsige Springkraut in Deutschland verbreitet und häufig, in Flusstälern und Auen gilt es als Agriophyt. Mit Gartenabfällen und Verschleppungen ist es mittlerweile auch außerhalb der Flusstäler verbreitet. Da die Art positiv auf Wärme reagiert, geht man davon aus, dass sie sich im Laufe der Klimaerwärmung noch weiter ausbreiten könnte (BEERLING 1994).

Lebensraum

Das Drüsige Springkraut ist eine Art feuchter und nasser Böden, lang andauernde Überschwemmungen werden allerdings nicht ertragen. Zur Ansiedlung benötigt es als einjährige Art offene Böden sowie genügend Licht und Feuchtigkeit. Es bevorzugt nährstoffreiche (bis mesotrophe) Standorte an halbschattigen bis sonnigen Standorten. Stehen die Pflanzen vollsonnig, muss ein ständiger Wassernachschub gesichert sein. Die Art wächst vor allem in Uferstaudengesellschaften an Bach- und Flussufern und in lichten bis halbschattigen Auwäldern. An solchen Standorten finden sich natürlicherweise gute Bedingungen zur Ansiedlung, doch wirken sich anthropogene Einflüsse wie Eutrophierung oder die Umwandlung der Auwälder in lichtere Pappelforste zusätzlich positiv aus (HARTMANN et al. 1995) Durch Verschleppung mit Flusskies oder Erdmaterial sowie durch Verwilderung aus Gärten wächst sie heute darüber hinaus an vielen weiteren Stellen. Häufig findet man sie an Waldwegen, von wo aus sie in luftfeuchten Wäldern auch in die Krautschicht einwandern kann. Außerdem findet man sie z. B. in Feuchtwiesen, an Teichrändern und im Siedlungsbereich an Ruderalstellen.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen traten erste Verwilderungen des Drüsigen Springkrauts bereits Ende des 19. Jahrhunderts auf, eine starke Ausbreitung entlang der Flussläufe erfolgte aber erst wesentlich später in den 60 und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts (PREYWISCH 1964, DIEKJOBST 1988). Noch später etablierte sich die Art durch Verschleppung auch außerhalb der Flusstäler. Heute ist sie in ganz Nordrhein-Westfalen verbreitet und häufig.