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Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Die Herkulesstaude aus der Familie der Doldenblütler ist eine schnell wachsende, großblättrige Pflanze, die auf gut Wasser versorgten, nährstoffreichen Standorten vier bis fünf Meter hoch werden kann, und damit die größte bei uns vorkommende Staude ist. Der gefurchte Stängel wird an der Basis im Durchmesser bis zu 10 cm dick, und ist häufig purpurn gefleckt. Die weißen Blüten erscheinen in bis zu 30 -50 (80) cm breiten, flach gewölbten Dolden. Die Blätter sind mehrfach fiederteilig und haben einen ausgebissen gezähnten Blattrand. In Blattschnitt und Blütenstand ähneln kleinere Exemplare dem heimischen Wiesen-Bärenklau, mit dem sie gelegentlich verwechselt wird.

Biologie

Der Riesen-Bärenklau ist eine drei- bis fünfjährige Staude; das heißt nach der Keimung im Frühjahr entwickelt sich eine Blattrosette, die im dritten, spätestens im fünften Jahr einen Blüten-tragenden Stängel hervorbringt. Wird der Blütenstängel vor der Samenreife abgeschnitten oder sonst wie am Blühen und Fruchten gehindert, entwickelt die Pflanze sich zur mehrjährigen Staude, d.h. sie treibt auch im Folgejahr wieder Blüten. Nach der Samenreife stirbt sie ab und muss sich aus Samen neu entwickeln, um sich am Standort zu behaupten. Im Boden entwickelt sich eine 10 bis 15 cm dicke und bis zu 60 cm lange Pfahlwurzel, die Nährstoffe speichert und nach Verletzung, Beweidung oder Mahd für schnellen Wiederaustrieb und neue Blütenstände sorgt. Eine Pflanze bildet durchschnittlich 20.000 (bis zu über 100.000) reife Samen. Sie fallen Ende August bis Oktober in der Nähe der Mutterpflanze zu Boden oder werden im Überschwemmungsbereich durch Wasser verbreitet. Die meisten Samen keimen nach einer Kälteperiode im ersten Frühjahr. Nur ca. 8% überleben für mehr als ein Jahr im Boden, zwei Drittel hiervon sogar mehr als zwei Jahre. Die absolute Lebensdauer der Samen ist nicht bekannt, allerdings kann eine einzige erfolgreich gekeimte Pflanze eine neue Population begründen.

Herkunft und Einwanderungsweg

Heracleum mantegazzianum stammt aus dem Westkaukasus, wo sie in Hochstaudenfluren gemeinsam mit anderen Stauden wächst. In Europa tauchte sie bereits 1817 in einer Samenliste des Botanischen Gartens Kew in London auf. 1829 wurden erstmals Verwilderungen in Großbritannien nachgewiesen, in Deutschland um 1850. In vielen europäischen Ländern, wo der Riesen-Bärenklau wie in Großbritannien als Zierpflanze verbreitet wurde, sind ebenfalls Nachweise vor 1900 dokumentiert. Die Pflanze wurde wegen ihres Blütenreichtums und der Massenentwicklung auch als Trachtpflanze für die Bienenweide von Imkern und als Deckungspflanze von Jägern empfohlen und in der freien Landschaft ausgesät. Heute werden die Samen neben der Verbreitung entlang von Verkehrswegen (durch Winddrift, im Reifenprofil, durch Kettenfahrzeuge) und an Flüssen vor allem durch Erdtransporte verbreitet, z.B. bei Baumaßnahmen, beim Schälen von Straßenbanketten, beim Ausbessern von Hochwasserschäden etc.

Lebensraum

Die Herkulesstaude siedelt an Flussufern, auf brachgefallenem Grünland, an Ruderalplätzen, Straßenrändern, Bahndämmen, an Waldsäumen und in lichten Wäldern. Besonders vital wächst sie an voll besonnten, frischen bis feuchten nährstoffreichen Standorten; im Halbschatten oder auf trockenen Böden sind Wuchshöhe und Blüte deutlich reduziert. Die Pflanze siedelt vor allem in Überflutungsauen im Grünland und in Ackerrainen. Wird die regelmäßige Grünland- oder Ackernutzung aufgegeben, kann sie in den aufgelassenen Flächen kraft ihres Höhen- und Blattflächen-Wachstums schnell alle anderen Arten verdrängen.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen sind vor allem die Flüsse Ruhr und die südlichen Zuflüsse (Lenne, Bigge, Volme, Ennepe, Wupper) stark mit Riesen-Bärenklau (und anderen Neophyten) besiedelt. Insbesondere an den Ufern der Ruhr im südlichen Ruhrgebiet ist streckenweise jeder nicht kultivierte Quadratmeter außerhalb der Wälder mit Riesen-Bärenklau bedeckt. Angewiesen auf gestörte vegetationsfreie Plätze und Brachflächen hat sie besonders schnell verbreitet im Ballungsraum Rhein-Ruhr und am Rande, wo rege Bautätigkeit herrscht und die Landwirtschaft einem starken Wandel unterzogen ist. Die Pflanze breitet sich aktuell am Niederrhein, in der Rheinischen Bucht, in Ostwestfalen, den höheren Mittelgebirgen und im Münsterland weiter stark aus. Regionen mit früh einsetzender systematischer Bekämpfung scheinen weniger betroffen zu sein.