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Östlicher Moskitofisch (Gambusia holbrooki)

Aktualisiert am: 26.03.2024
EU-Code:

Gambusia holbrooki-Weibchen mit Trächtigkeitsfleck
Gambusia holbrooki-Weibchen mit Trächtigkeitsfleck
© Foto: Smithsonian Environmental Research Center, 2020, CC BY 2.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gambusia_holbrooki_-_SERC.jpg

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

[i]G. holbrooki[/i] sind lebendgebärende Süßwasserfische. Sie haben eine durchscheinende graue Farbe mit leicht bläulichem Schimmer an den Seiten und einem silbrig-weißen Bauch. Die Färbung variiert je nach Dunkelheit des Gewässers ([author]Pyke 2005[/author]). Sie sind geschlechtlich dimorph – die Weibchen sind größer und mit kräftigerem Körperbau und werden bis zu 7 cm lang, während die Männchen nur bis zu 4 cm lang werden. Der Kopf ist stark abgeflacht mit einem kleinen, oberständigen Maul, das nicht ganz bis an die Augen reicht. Die Analflosse der Männchen ist zu einem bezahnten Gonopodium umfunktioniert.

Wenn die Weibchen trächtig sind, besitzen sie einen dunklen Fleck in der Nähe der Afterflosse, die sich mit den heranwachsenden Embryos vergrößert ([author]Nehring & Skowronek 2023[/author]).

Der Koboldkärpfling (oder auch Westlicher Mosquitofisch) [i]Gambusia affinis[/i] ist dem nah verwandten [i]Gambusia holbrooki [/i]sehr ähnlich, was die Morphologie und Biologie anbelangt. Sie lassen sich anhand der Analflosse der Männchen unterscheiden. Die Analflosse der [i]G. affinis[/i] hat keine Zähnchen ([author]Nehring & Skowronek 2023[/author]).

Taxonomische Einordnung

[i]Gambusia holbrooki [/i]wurde bis 1988 als Unterart von [i]G. affinis[/i] ([i]Gambusia affinis ssp. holbrooki[/i]) geführt. Sie unterscheiden sich jedoch in der Morphologie ihrer Chromosomen und dem genetischen Code, sowie äußerlich durch einen morphologischen Unterschied in der männlichen Analflosse ([author]CABI 2008[/author]), sodass sie inzwischen als eigenständige Arten ([i]G. holbrooki[/i] und [i]G. affinis[/i]) anerkannt wurden.

Biologie

Die Art ist sehr tolerant und anpassungsfähig. Populationen können sich an unterschiedliche Umweltbedingungen genetisch oder evolutiv anpassen, was auch zu einer hohen genetischen Variation innerhalb und zwischen Populationen führt ([author]Pyke 2005[/author]). Es handelt sich bei dem Östlichen Mosquitofisch um einen opportunistischen und aggressiven Räuber, der sich von Insekten, Krebstieren, Schnecken, Fischeiern und Algen ernährt. Er wird zur biologischen Bekämpfung von Stechmückenpopulationen eingesetzt, deren Larven er frisst. [i]G. holbrooki[/i] ist gesellig und sehr widerstandsfähig. Die Weibchen bebrüten ihre Eier im Körperinnern und bringen lebende Jungtiere zur Welt. Wie viele invasive Arten erreichen die Fische die Geschlechtsreife relativ früh nach etwa 18-45 Tagen und weisen eine hohe Reproduktions- und Ausbreitungsrate auf ('https://easin.jrc.ec.europa.eu/easin/CitizenScience/Factsheets'[EASIN], 'https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/eu-tiere/gambusia-holbrooki-oestlicher-moskitofisch'[Neobiota Austria]). Sie haben in den meisten Gebieten ihres Ausbreitungsgebiets eine Fortpflanzungsperiode vom Frühjahr bis in den Herbst mit einem Höchststand im Sommer ([author]Pyke 2005[/author]).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das ursprüngliche Areal von [i]G. holbrooki[/i] erstreckt sich über die zentralen südlichen USA sowie die südöstlichen USA und Mexiko. Die Gattung der Moskitofische ([i]Gambusia[/i]) wurde zur Bekämpfung von Stechmückenlarven weltweit angesiedelt ([author]Nehring et al. 2010[/author]). Der östliche Moskitofisch und der verwandte Koboldkärpfling ([i]G. affinis[/i]) sind gemeinsam die am weitest verbreiteten Süßwasserfische der Welt und können auf allen Kontinenten außer der Antarktis nachgewiesen werden ([author]Pyke 2005[/author]). Die Art ist in Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Portugal, Rumänien, Slowenien, Spanien, Ungarn, und Zypern etabliert. In Bulgarien wurde sie nachgewiesen (Neobiota Austria).

In Deutschland wurde die Art 1898 als Aquarienfisch erstmals eingeführt. 1978 wurden 300 Individuen zur Bekämpfung von Stechmücken in Gewässer am Oberrhein ausgesetzt. Die Art wird heute in Deutschland hin und wieder nachgewiesen ([author]Wiesner et al. 2010[/author]), ältere Nachweise sind für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen vorhanden ([author]Nehring & Skowronek 2023[/author]). [author]Aislabie et al.[/author] (2020) schätzen, dass die Art sich in Deutschland in der Zukunft und unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels etablieren könnte.

Lebensraum

[i]G. holbrooki[/i] besiedelt unterschiedliche Habitate aber bevorzugt langsame, seichte Gewässer mit einer Vegetation aus submers verankerten Wasserpflanzen. Gambusia meidet flottierende Vegetation. Eine Wassertemperatur von 31-35°C ist für die Art optimal, bei Temperaturen unter 25°C wird sie später geschlechtsreif ([author]Pyke 2005[/author]). Allerdings wurde sie in Gewässern mit Temperaturen von 0,5 – 39°C aufgefunden ([author]CABI 2008[/author]). Die Art ist resistent gegenüber einem niedrigen Sauerstoffgehalt des Wassers, Schadstoffen und kontaminierten Umweltbedingungen ('https://easin.jrc.ec.europa.eu/easin/CitizenScience/Factsheets'[EASIN]). Sie kann in süßen bis hypersalinen Gewässern vorkommen sowie in Binnen-, Küsten und Ästuargewässern ([author]CABI 2008[/author]).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen sind keine wild lebenden Vorkommen bekannt.