Kalikokrebs (Faxonius immunis)
Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:
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Kalikokrebs (Oronectes communis)
© Foto: Ch. Lukhaup
Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten
Der Kalikokrebs ist ein höherer, zehnfüßiger Krebs (Decapoda) aus der Familie der „Amerikanischen Flusskrebse“ (Cambaridae). Sein Körper zeigt die typische Dreiteilung der zehnfüßigen Krebse in Kopf, Brust sowie dem gegliederten und beweglichen Hinterleib (Abdomen). Durch schnelles Einschlagen des Hinterleibes kann der Krebs rückwärtsgewandt schwimmend flüchten.
Mit maximal 9 cm (Kopfspitze bis Schwanzende) ist der Kalikokrebs eine vergleichsweise kleine Flusskrebsart. Charakteristisch für den Kalikokrebs ist die rautenförmige Zeichnung auf dem Hinterleib. Die Scherenunterseiten sind hell und im Scherengelenk befinden sich feine Härchen, die nur unter Wasser gut zu erkennen sind. Die Rückenfurchen (längs laufende Furchen auf dem Bruststück) laufen eng zusammen berühren sich aber nicht. Seitlich hinter der Nackenfurche (Trennfurche zwischen Kopf- und Bruchstück) ist nur ein kleinerer Dorn vorhanden. Der Kalikokrebs ist möglicherweise mit dem nahe verwandten Kamberkrebs zu verwechseln, der aber in der Regel braune Querstreifen auf den Hinterleib besitzt. Zu Merkmalskombinationen und Verwechselungsmöglichkeiten siehe 'http://www.edelkrebsprojektnrw.de/docs/bestimmungsschlussel.pdf'[Bestimmungsschlüssel] der AG Edelkrebsprojekt NRW.
Biologie
Die Kenntnisse über die genaue Biologie dieser Art sind noch sehr beschränkt. Im Gegensatz zum Kamberkrebs gräbt der Kalikokrebs aber tiefe Röhren in die Ufer. Offensichtlich ist er wie die meisten Flusskrebse ein Allesfresser.
Herkunft und Einwanderungsweg
Der Kalikokrebs stammt aus dem Nordosten der USA und dem südöstlichen Kanada. Seit 1993 ist eine freilebende Population bei Karlsruhe bekannt. Da die Tiere nie im Zoohandel gehandelt wurden, wird vermutet, dass sie von kanadischen Soldaten in der Nähe von Karlsruhe ausgesetzt wurden. Derzeit sind in der Mittleren und nördlichen Oberrheinebene zwischen Achern und Mannheim etwa 40 Fundstellen bekannt (Mertens 2009). In diesem Bereich ist von einer flächendeckenden Verbreitung im Rhein auszugehen. Der Kalikokrebs breitet sich vor allem stromabwärts schnell aus. In wie weit dies aktiv oder passiv durch verdriftete Tiere geschieht ist noch nicht zu sagen.
Lebensraum
Der Kalikokrebs ist in seiner Heimat (Nordamerika; Einzugsgebiet des Mississippi) häufig in Flüssen mit sehr trübem und schlammigem Wasser anzutreffen. Größere Vorkommen finden sich auch in Gewässern, in denen andere Krebsarten und Fressfeinde selten sind (Lukhaup & Pekny 2005). Überlegene Flusskrebsarten und Fressfeinde bremsen möglicherweise die Entwicklung eines großen Kalikokrebsbestandes. Offensichtlich ist die Art aber sehr anspruchslos und kann unterschiedliche Lebensräume besiedelt. Im derzeit besiedelten Teil des Rheins ist die Art sowohl im Hauptstrom als auch in vom Hauptstrom abgetrennten Überflutungstümpel zu finden (Mertens 2009). Auf dem Hintergrund der Aussagen über seinen natürlichen Lebensraum verwundert die Tatsache, dass sich der Kalikokrebs im Rhein ausbreitet und den dort lebenden Kamberkrebs besonders aus Bereichen mit feinerem und lehmigem Substrat verdrängt. In Steinschüttungen kann sich der Kamberkrebs gegen den Kalikokrebs besser behaupten (Mertens 2009).
Verbreitung in Nordrhein-Westfalen
Der erste Scherenfunde des Kalikokrebses wurde im August 2017 am Ufer des Rheins bei Düsseldorf erbracht. Der Nachweis lebender Exemplare wurde erstmals im August 2018 im Gewässersystem der Düssel erbracht. 2020 wurde der Kalikokrebs in einem Nebengewässer der Sieg in Hennef-Allner nachgewiesen. Durch die starke Ausbreitungstendenz wird die Art sich mittelfristig im Rhein und den Nebenflüssen weiter ausbreiten.