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Feingestreifte Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Grobgerippte (oben) und Feingerippte (unten) Körbchenmuschel, Corbicula fluminalis und C. fluminea
Grobgerippte (oben) und Feingerippte (unten) Körbchenmuschel, Corbicula fluminalis und C. fluminea
© Foto: J. Bäthe

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Die Feingerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis) und die Grobgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) zählen zur Familie der Körbchenmuscheln (Corbiculidae). Sie erreichen eine Länge von 20 bis 36 mm, eine Höhe von 20 bis 33 mm und eine Dicke von 14 bis 22 mm (Bäthe 1994, Glöer & Meier-Brook 2003). Die Gerippten Körbchenmuscheln weisen sehr dicke, asymmetrische Schalen auf. Die Form der Schalen ist rundlich dreieckig, ihre Farbe gelblich-dunkelbraun bis grünlich. Die Arten werden aufgrund unterschiedlicher genetischer Abstammung unterschieden. Es können jedoch auch Hybride zwischen den Arten auftreten (Pfenninger et al. 2002), die in der Praxis schwierig als solche identifiziert werden können. Eine Unterscheidung zwischen den Arten erfolgt oftmals aufgrund ihrer unterschiedlichen Gestalt, ist jedoch diskutabel. Zwischen den Zuwachsstreifen von Corbicula fluminalis verlaufen feine parallel verlaufende Leisten. Die Innenseite der Schalen ist violett bis bläulich. Corbicula fluminea weist im Gegensatz zu Corbicula fluminalis sehr kräftige, parallel laufende Leisten zwischen den Zuwachsstreifen auf. Die Innenseite der Schale ist blassbläulich bis weiß gefärbt (Glöer & Meier-Brook 2003). Verwechslungsmöglichkeiten bestehen nur untereinander und insbesondere bei Jungtieren zu Muscheln der Gattung Sphaerium, da alle kräftige Zuwachsstreifen aufweisen (Kileen et al. 2004).

Biologie

Die Körbchenmuscheln sind aktive Filtrierer. Sie können bei zahlreichem Auftreten große Mengen an Abfallprodukten (Pseudofaeces) produzieren, die die Sedimentation in den Gewässern fördern (Kileen et al. 2004). Die Körbchenmuschel wird mit drei Jahren geschlechtsreif. Sie reproduziert bis zu drei Generationen im Jahr und kann sich daher massenhaft vermehren (Tittizer & Taxacher 1997).

Herkunft und Einwanderungsweg

Während des Tertiärs war die Körbchenmuschel Corbicula fluminea/fluminalis europaweit verbreitet (Meister 1997, Tittizer & Taxacher 1997). Die Eiszeiten des Quartärs, die vor ca. 2,6 Millionen Jahren begannen, führten zu einer Verdrängung bis nach Vorderasien (Tittizer & Taxacher 1997). Neben einem natürlichen Verbreitungsgebiet in Vorder- bis Südostasien (AK KLIWA 2012, Meister 1997) kommt die Körbchenmuschel auch in Afrika vor (Meister 1997). Es wird davon ausgegangen, dass Corbicula fluminea in den 1930er Jahren in Nordamerika eingeschleppt wurde. Von dort erreichte sie ab 1980 Südeuropa und Mitte der 1980er schließlich die Nordseeküste und das Binnenland Deutschlands. Corbicula fluminalis wurde 1984 erstmals in Europa nachgewiesen. Da der Erstnachweis in der Unterweser erfolgte, liegt die Annahme nahe, dass auch diese Art Deutschland über die Nordsee erreichte (Kinzelbach 1991). Die Ausbreitung erfolgte vermutlich im Ballastwasser von Schiffen (Glöer & Meier-Brook 2003, Nehring & Leuchs 1999).

Lebensraum

Als halophile Art bewohnt die Feingerippte Körbchenmuschel vor allem Ästuare und Brackwasser (Nehring & Leuchs 1999), kommt jedoch auch in Flüssen vor (Glöer & Meier-Brook 2003). Hinsichtlich des Salzgehaltes von Fließgewässern zeigt sie dementsprechend eine hohe Toleranz (McMahon 1983). Die Grobgerippte Körbchenmuschel gilt als Süßwasserart (Nehring & Leuchs 1999, Glöer & Meier-Brook 2003) der Flüsse, Seen und Kanäle (Kileen et al.2004). Beide Arten präferieren größere, langsam fließende Gewässer. Sie sind vorzugsweise in Gewässern mit höheren Wassertemperaturen zu finden. Es wird angenommen, dass die Temperatur in engem Zusammenhang zur Ausbreitung steht (AK KLIWA 2012). Sie kommen in verschiedenen Substraten vor, bevorzugen jedoch Sand, Kies oder Schlamm am Gewässerboden (Kileen et al.2004).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Seit Mitte der 1980er Jahre sind Corbicula fluminalis und Corbicula fluminea im Rhein vertreten (Nehring & Leuchs 1999, Tittizer & Taxacher 1997). Beide Arten sind seitdem in Ausbreitung befindlich (Glöer & Meier-Brook 2003). In der Mittelweser wurde Corbicula erstmals 1993 nachgewiesen, wo sie kurz darauf große Besiedlungsdichten erreichte. Bereits 1995 besiedelte Corbicula auch die Oberweser (Bäthe 1994, Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau 1998). Aus nordrhein-westfälischen Gewässerabschnitten liegen Nachweise der Gerippten Körb­chen­muschel (beide Arten) seit mindestens 1996 aus der Lippe vor (Sommerhäuser et al. 2009). Seit 2002 ist sie außerdem in der Bocholter Aa, Datteln-Hamm-Kanal, Emmerbach, Ems, Gillbach, (Innerer) Südlicher Dussel, Issel, Ruhr und Wesel-Datteln-Kanal erfasst. Ausschließlich von Corbicula fluminalis wird der Norfbach (mindestens seit 1998) besiedelt. Corbicula fluminea kommt spätestens seit 2002 auch in Bückeburger Aue, Dinkel, Dortmund-Ems-Kanal, Erft, Erftmühlenbach, Gustorfer Entwässerungsgraben, Kleiner Erft, Kranenbach, Löwenberger Landwehr, Mittellandkanal, Mühlenerft, Mühlenerft/Bendgraben, Mühlengraben/Kitsch­bach, Neffelbach, Nette, Niers, Nierskanal, Nordkanal/Jüchener Bach, Norfbach, Norf/Stom­mel­ner Bach, Obererft/Erft­kanal, Rhein-Herne-Kanal, Rheinberger Altrhein, Rot­bach, Rur, Sieg, Swist, Werse und Wevelinghofer Entwässerungsgraben vor (LANUV 2013). Eine Besiedlung von neuen Lebensräumen in Nordrhein-Westfalen ist anzunehmen.