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Kamberkrebs (Faxonius limosus)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Der Kamberkrebs ist ein höherer, zehnfüßiger Krebs (Decapoda) aus der Familie der Flusskrebse (Cambaridae). Er wird auch als Amerikanischer Krebs oder Amerikanischer Flusskrebs bezeichnet. Sein Körper zeigt die typische Dreiteilung der zehnfüßigen Krebse in Kopf (mit den langen Fühlern), Brust (mit dem Scherenpaar und den acht Laufbeinen) sowie dem gegliederten und beweglichen Hinterleib (Abdomen). Durch schnelles Einschlagen des Hinterleibes kann der Krebs rückwärtsgewandt schwimmend flüchten („Krebsgang“!) Der Kamberkrebs erreicht im Mittel eine Körperlänge (Kopfspitze bis Schwanzende) von 7 bis 9 cm, selten bis 12 cm. Die Färbung variiert zwischen leicht bräunlich und grau. Charakteristisch sind dunkelrote Querbinden auf jedem Hinterleibssegment. Weitere Merkmale sind die starke Bedornung im Kopf-Brustbereich, die orangefarbenen Scherenspitzen sowie ein starker, orangeroter Dorn (Sporn) an der Innenseite des Segments hinter der Schere.

Biologie

Er gräbt sich keine Wohnhöhlen und geht auch tagsüber (im Gegensatz zum Edelkrebs) auf Nahrungssuche. Er ernährt sich vorwiegend von Wasserpflanzen, Schnecken, Muscheln, Insektenlarven und Aas. Die Begattung findet im September / Oktober statt, die Eiablage erfolgt aber erst im April / Mai. Die Eier (ca. 200 – 400) haften an den Schwimmfüßen am Hinterleib des Weibchens etwa 5 bis 8 Wochen fest. Die geschlüpften Larven werden erst nach der 2. Häutung zu selbstständigen Jungkrebsen. Bereits im ersten Lebensjahr wird der Kamberkrebs geschlechtsreif. Die Erwachsenen häuten sich im Jahr dreimal. Die Art ist immun gegen die Krebspest (Erreger ist ein Pilz: Aphanomyces astaci), aber ein latenter Überträger dieser Krankheit.

Herkunft und Einwanderungsweg

Die Heimat des Kamberkrebses liegt im Osten der USA. Von hier wurden im Jahr 1880 durch den Fischzüchter Max von dem Borne versuchsweise 100 Tiere in seine Fischteiche an der Mietzel / Neumark, Odergebiet ausgesetzt. Über die angrenzenden Flüsse und insbesondere über das Kanalnetz sowie durch aktiven Besatz hat sich die Art inzwischen über ganz Europa verbreitet. Die selbstständige Ausbreitung des Kamberkrebses ist weitgehend abgeschlossen. Die Art wird aber immer noch in stehenden Gewässern ausgesetzt, die sie sonst nicht erreichen könnte. Teilweise werden offensichtlich auch Jungkrebse unabsichtlich mit Fischbesatz eingeschleppt. Eine neu im Rhein bei Karlsruhe aufgetauchte, ebenfalls invasive amerikanische Flusskrebsart der Kalikokrebs (Orconectes immunis), verdrängt den Kamberkrebs und wird auch bald nach NRW einwandern.

Lebensraum

Der Kamberkrebs bewohnt stehende wie fließende Gewässer. Er kann sich auch in stärker verschmutzen Wasser gut behaupten und naturfern ausgebaute Gewässer besiedeln (z. B. Kanäle). Im Gegensatz zum heimischen Edelkrebs besiedelt er auch Gewässerbereiche mit schlammigem Grund. Lediglich in kleinere, schnellfließende Bäche und Flüsse scheint er nicht vorzudringen.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Der Kamberkrebs ist in allen großen Gewässern der Niederung häufig zu finden (Rhein, Sieg, Ruhr, Lippe, Niers, Rur, Ems, Weser). Außerdem besiedelt er das Westdeutsche Kanalsystem in großen Stückzahlen. Für die Mittelgebirgsregion in NRW liegen nur wenige Fundortangaben vor. Hier wurde er vereinzelt in Talsperren und Teichen ausgesetzt.