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Kesslergrundel (Ponticola kessleri)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Kessler-Grundel mit flach ansteigendem Kopf (i.G. zu Schwarzmaul-Grundel mit rundlichem Kopf)
Kessler-Grundel mit flach ansteigendem Kopf (i.G. zu Schwarzmaul-Grundel mit rundlichem Kopf)
© Foto: S. Gertzen

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Bei der Kessler-Grundel handelt es sich um einen Fisch aus der Familie der Gobiidae, der im Süßwasser bis zu 20 cm groß wird. Sie zählt zu den benthischen Arten, hält sich also vorwiegend in Bodennähe auf und besitzt daher keine Schwimmblase. Wie alle Grundeln besitzt sie an der Körperunterseite zusammengewachsene Bauchflossen, die als Saugscheibe in der Strömung fungieren können und als Unterscheidungsmerkmal von der ähnlich aussehenden Mühlkoppe dienen. Die Kessler-Grundel macht ihrem englischen Namen „bighead goby“ (zu Deutsch: Großkopfgrundel) alle Ehre. Sie hat einen sehr breiten Kopf mit einem, für ihre Größe, riesigen Maul. Außerdem ist sie von den anderen Grundelarten durch eine orange-bräunliche Pigmentierung auf den Flossen zu unterscheiden. Die Grundfärbung ist ein marmoriertes Braun, welche dem jeweiligen Untergrund oder der Situation (Stress, Paarungszeit) angepasst werden kann.

Biologie

Kessler-Grundeln laichen von den hier vorkommenden Grundelarten als erstes im Jahr ab (April bis Mai), zeigen aber nur ein Laichereignis pro Saison. Das Männchen verteidigt dabei seine Bruthöhle aggressiv gegen alle potenziellen Angreifer und pflegt die Eier. Dabei nimmt das Männchen eine schwarze Färbung an, die sich ebenfalls unter Stress zeigen kann. Wenn die Jungfische schlüpfen (Grundeln haben keine Larvenstadien), werden sie nach wenigen Tagen von dem Männchen aus der Höhle gefächert und verbringen ihre Jugend auf sandig-kiesigen Bereichen, wie den großen Buhnenfeldern im Rhein. Kessler-Grundeln ernähren sich vorwiegend von Kleinkrebsen (insbesondere Dikerogammarus villosus – Großer Höckerflohkrebs, ebenfalls eine invasive Art aus dem Pontokaspischen Bereich) und Fisch, wobei sie auch nicht vor Kannibalismus zurückschrecken und bedingt durch ihr riesiges Maul Fische attackieren, die mehr als halb so groß sein können wie sie selbst.

Herkunft und Einwanderungsweg

Die Kessler-Grundel stammt aus dem Pontokaspis. Sie gelangte vermutlich mit Hilfe des Schiffsverkehrs (Ballastwasser, Gelege an Schiffen) und durch die Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals in den Rhein und somit auch nach NRW. Der Erstfund im Niederrhein war im Jahre 2006.

Lebensraum

Die Kessler-Grundel ist eine anpassungsfähige Art, die jedoch bevorzugt in den künstlichen Steinschüttungen sitzt und auf Hartsubstrat, das als Bruthöhle dienen kann angewiesen ist.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Die Kessler-Grundel ist im gesamten Rhein in sich selbstreproduzierenden Beständen stark verbreitet. Inwieweit angebundene Gewässer und Kanäle infiziert sind, muss noch überprüft werden. Hier fehlen qualifizierte Aussagen, insbesondere was die Unterscheidung der Grundelarten betrifft.