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Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Aktualisiert am: 03.07.2023
EU-Code:

Japanischer Staudenknöterich, Fallopia japonica
Japanischer Staudenknöterich, Fallopia japonica
© Foto: A. Jagel

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Beim Japanischen Staudenknöterich handelt es sich um eine ausdauernde Staude, die 2 bis 3 m hohe dichte Bestände ausbildet. Die Stängel sind kräftig, hohl und meist rot überlaufen und anders als beim Sachalin-Staudenknöterich rot gefleckt. Die Blätter sind dreieckig-eiförmig, derb lederartig und in der Regel am Ende plötzlich kurz zugespitzt. Die Blattbasis ist meist deutlich rechtwinkelig gestutzt oder aber stumpf keilförmig, niemals jedoch deutlich herzförmig wie bei F. sachalinensis. Auf der Blattunterseite befinden sich auf den Blattadern kurze Papillen, die mit bloßem Auge kaum zu sehen sind (< 0,5 mm). Die Blattgröße ist variabel. Ihre Breite beträgt normalerweise zwischen 5 und 10 cm (jedenfalls unter 13 cm), die Länge zwischen 10 und 15 cm (jedenfalls unter 18 cm). Der Japanische Staudenknöterich ist zweihäusig (diözisch), d. h. männliche und weibliche Blüten werden auf verschiedenen Individuen gebildet. Allerdings enthalten die weiblichen Blüten noch die nicht mehr funktionstüchtigen (sterilen) Staubblätter und die männlichen Blüten die nicht mehr funktionstüchtigen Stempel, sodass die Blüten zwittrig erscheinen. Die verzweigten Blütenstände werden in den Blattachseln gebildet, die Teilblütenstände der weiblichen Pflanzen stehen steif ab, die männlichen stehen steif aufrecht. Die Blüten sind aus 5 weißen Blütenblättern (Perigonblättern), 8 Staubblättern und einem Fruchtknoten mit 3 fransigen Narben aufgebaut. Die Blüten stehen an den Teilblütenständen zu 2 bis 4, wodurch die Blütenstände insgesamt weniger dicht erscheinen als beim Sachalin-Staudenknöterich, der mehr Blüten im Knäuel ausbildet. Die äußeren Perigonblätter sind auf der Rückseite geflügelt. Die reife Frucht ist eine dreikantige, etwa 4 mm lange Nuss. Fruchtansatz ist aufgrund (meist) fehlender männlicher Pflanzen selten. Allerdings kommt es möglicherweise zur Befruchtung durch Pollen des Sachalin-Staudenknöterichs, wobei der Bastard-Staudenknöterich entsteht. Bei den verwilderten Vorkommen handelt es sich im Wesentlichen (oder sogar ausschließlich) um weibliche Pflanzen. Es ist bisher nicht geklärt, inwieweit überhaupt männliche Pflanzen auftreten, bzw. ob dahingehende Fundmeldungen zu F. x bohemica zu zählen sind.

Neben der häufigen var. japonica tritt besonders in Gärten die var. compacta (HOOK.) J. P. BAILEY auf. Sie ist eine alpine Zwergform aus Japan, die nur 60-80 cm hoch wird. Die Blätter sind von harter, lederartiger Konsistenz und mit 4-7 (-11) cm kleiner als die der var. japonica. Sie sind breit-eiförmig und besitzen einen leicht abgerundetem Blattgrund sowie eine kurze, schwach ausgezogenen Spitze. Die Varietät blüht als männliche Pflanze weiß, als weibliche rosa (KÖHLEIN et al. 2000).

Betrachtet man jeweils die größten Blätter der Pflanzen, ist der Japanische Staudenknöterich schon aufgrund der kleineren, härteren, anders behaarten und anders geformten Blätter deutlich vom Sachalin-Knöterich zu unterscheiden (s. 'https://mediathek.naturschutzinformationen.nrw.de/mediathek/files/23/53/12/19/ac2aa514fd751a585a332e234be83a60b238b66a.jpeg'[Vergleich der Blätter]). Problematisch ist allerdings die Abgrenzung durch das Auftreten der Hybriden zwischen den beiden Arten, Fallopia x bohemica. Zur Unterscheidung der drei Sippen siehe 'https://mediathek.naturschutzinformationen.nrw.de/mediathek/files/23/183/16/41/7de2f7a55d7dd288ecce2191ce9565f0d254b229.pdf'[folgende Tabelle].

Biologie

Beim Japanischen Staudenknöterich handelt es sich um eine sehr schnellwüchsige Art, die zur Hauptwuchszeit im Mai bis zu 10 cm am Tag wachsen kann (HAYEN 1995), nach andere Autoren bis zu 15 cm (KOWARIK 2003) oder sogar bis zu 30 cm (GELPKE 2001). Trotz der imposanten Erscheinung liegt der überwiegende Teil der Biomasse aber unter der Erde in den bis 2 m tief reichenden Ausläufern (Rhizomen). Hier werden 2/3 der Nährstoffe gespeichert. Nach dem ersten Frost im Herbst sterben die oberirdischen Pflanzenteile komplett ab und die Staude überdauert den Winter mit ihrem Rhizom als Geophyt. Sie ist vollkommen winterhart, allerdings empfindlich gegenüber Spätfrösten.

Die Licht liebende Art hat hohe Ansprüche an Bodenfeuchtigkeit und Nährstoffe. Zwar erträgt sie kurzfristige Überschwemmungen, zu große Nässe schädigt auf Dauer aber die Vitalität der Pflanze genauso wie große Trockenheit und zu starke Beschattung. Sedimentüberdeckungen regen das Wachstum an.

Anders als in seiner asiatischen Heimat spielt die Ausbreitung mithilfe von Früchten (generativ) in Deutschland keine oder zumindest eine sehr untergeordnete Rolle, schon weil Früchte mangels männlicher Pflanzen kaum ausgebildet werden. Auch blüht die Pflanze so spät, dass sie nur bei warmen Herbstmonaten zur Fruchtreife kommen kann. Die Ausbreitung der Art erfolgt ausschließlich oder ganz überwiegend vegetativ über Rhizomstücke, von denen schon kleinste Stücke zu eigenen Beständen heranwachsen können. Auch die Basis der Sprosse bewurzelt sich leicht.

Herkunft und Einwanderungsweg

Der Japanische Staudenknöterich stammt aus dem ozeanischen Ostasien. Er ist in China, Japan und Korea weit verbreitet und wird dort auch als Zier- und Nutzpflanze kultiviert. Als Zierpflanze wurde sie in Europa 1825 nach England eingeführt und ab Mitte des 19. Jahrhunderts kommerziell in Europa vermarktet. Neben ihrer Funktion als Zierpflanze wurde die Art z. B. als Sichtschutz, Vieh- und Wildfutterpflanze, Deckungs- und Äsungspflanze, als Bienenweide und zur Böschungsbefestigung gepflanzt. Darüber hinaus werden in Japan und Kanada die stärkereichen Rhizome gegessen und die Art spielte auch volksmedizinisch eine Rolle, weil sie als ein gutes Abführmittel galt (DÜLL & KUTZELNIGG 2005). Die erste nachgewiesene Verwilderung in Deutschland stammt aus dem Jahr 1872 aus Zwickau (Sachsen) im Bereich einer Gärtnerei. In Nordrhein-Westfalen sind Verwilderungen mindestens seit 1884 belegt, als die Art aus Gärten heraus ans Ruhrufer bei Witten gelangt war (SCHEMMANN 1884). Auf solchen Wegen erfolgte die Ausbreitung an Gewässerufer. Bei Hochwasserereignissen werden die sehr brüchigen Rhizome freigelegt und kleinere Stücke abgerissen, die mit dem Wasser verdriftet werden, an anderer Stelle anwachsen und neue Bestände bilden. Die Besiedlung eines Flusssystems kann flussabwärts daher sehr schnell erfolgen.

Da die Knötericharten als Gartenpflanze stark wuchern und schnell lästig werden können, erfolgte und erfolgt noch immer eine weitere Ausbreitung durch Ablagerungen von Gartenabfällen in der Natur. So entstehen Vorkommen insbesondere an Waldrändern, auf Brachflächen und an Straßenrändern. Eine weitere Quelle der Vorkommen sind Verschleppungen von Rhizomstücken mit Erdmaterial bei Bauarbeiten, z. B. beim Hausbau oder bei der Anlage von Böschungen. Durch diese bewussten bzw. unbewussten Verschleppungen können große Distanzen auch weitab von Flussufern überwunden werden.

Lebensraum

Die bei uns verbreitete var. japonica hat in ihrerHeimat eine weitaus größere Standortamplitude als in Mitteleuropa. Sie kommt dort an trockenen, mageren Standorten wie auch auf nährstoffreichen nassen Böden vor. In Mitteleuropa, wie auch in Nordrhein-Westfalen, wächst sie insbesondere an nährstoffreichen und feuchten Standorten. Der Schwerpunkt der Verbreitung des Japanischen Staudenknöterichs liegt an den Ufern der größeren Flüsse, wo er im Bereich der Staudenfluren ausbreitet und besonders an unbeschatteten Stellen dichte Dominanzbestände ausbildet. Darüber hinaus verträgt er aber auch Halbschatten und kann so in den Bereich der uferbegleitenden Gehölze eindringen. Außerhalb der Fluss- und Bachauen wächst die Art an Waldrändern und in feuchten Gebüschen sowie an Ruderalstellen wie Straßenrändern, Autobahnmittelstreifen, Industriebrachen, Bahndämmen und Böschungen. In stärker beschatteten Bereichen wie z. B. innerhalb von Wäldern ist sie weniger wüchsig, hier tritt häufiger Fallopia x bohemica auf (DÜLL & KUTZELNIGG 2005).