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Himalaja-Bergknöterich (Koenigia polystachya)

Aktualisiert am: 06.03.2024
EU-Code:

Blühender Himalaja-Bergknöterich (Koenigia polystachya)
Blühender Himalaja-Bergknöterich (Koenigia polystachya)
© Joseph M. DiTomaso, University of California-Davis, Bugwood.org https://www.forestryimages.org/browse/detail.cfm?imgnum=5386351

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Synonyme: [i]Aconogonon polystachyum[/i], [i]Persicaria wallichii[/i],[i] Polygonum polystachyum[/i]

Der Himalaja-Bergknöterich ist eine ausdauernde Staude, die etwa 40-120 cm, maximal aber 180 cm, hoch wird. Die Sprossachse ist aufrecht wachsend, schwach behaart und rötlich-braun mit kräftigen, knotig gegliederten Stängeln. Sie bildet ein mächtiges unterirdisches Sprosssystem mit kriechenden Wurzelstöcken aus. Die eiförmigen lanzettlichen Blätter sind gestielt, bis zu 30 cm lang und etwa 10 cm breit. Sie laufen spitz zu. Oberseits sind sie leicht bis dicht behaart und unterseits kaum bis dicht behaart. Der Blütenstand bildet eine reich verzweigte, ausladende Rispe von etwa 4-11 cm Länge, mit 3-5 mm langen, weiß- bis rosafarbenen Blüten. Meisten haben die leicht duftenden Blüten fünf Kronblätter, gelegentlich nur drei (CABI 2015). Die braunen, dreiseitigen Samen sind 3-5 mm lang. Die Blütezeit dauert in Mitteleuropa von September bis Oktober an ([author]Nehring & Skowronek 2023[/author], 'https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/neophyten/eu-pflanzen/koenigia-polystachya-vielaehriger-knoeterich'[Neobiota Austria]). Im Winter stirbt [i]K. polystachya[/i] oberirdisch ab.

Mit einheimischen Arten ist der Himalaja-Bergknöterich nicht zu verwechseln. Die Unterscheidung von anderen gebietsfremden Arten der Familie ist schwierig: Verwechselungen mit im Gartenhandel populären [i]Polygonum polymorphum[/i] und [i]Koenigia weyrichii[/i] ([author]Europäische Kommission 2018[/author]) genauso wie mit verschiedenen Arten der invasiven neophytischen Knöteriche (Gattung Fallopia) lassen sich nicht ausschließen ([author]Info Flora 2023[/author]). Von [i]'https://neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/pflanzen/3500/kurzbeschreibung'[F. japonica], 'https://neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/pflanzen/168147/kurzbeschreibung'[F. bohemica][/i] und [i]'https://neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/pflanzen/3501/kurzbeschreibung'[F. sachalinensis][/i] lässt sich [i]K. polystachya[/i] anhand der Blattform und -größe gut unterscheiden. Im Gegensatz zu dem sehr deutlich herzförmigen bis stumpf keilförmigen Blattgrund bei diesen Arten ist der Blattgrund bei K. polystachya eher pfeilförmig oder leicht herzförmig und die Blattspreite ist wesentlich spitz zulaufender ([author]Info Flora 2023[/author], 'https://invasives.ie/app/uploads/2022/01/Himalayan-knotweed.pdf'[invasives.ie]) und länger als bei [i]F. japonica[/i].

Taxonomische Einordnung

Die Gattung [i]Koenigia [/i]gehört zum Stamm der Persicarieae innerhalb der Familie der Knöterichgewächse ([i]Polygonaceae[/i]), zu der auch Arten der Gattung [i]Polygonum[/i] (Vogelknöteriche) und [i]Persicaria [/i](Knöteriche) gehören. Es kommt immer wieder zu nomenklatorischen Verwirrungen, da einige Autoren von [i]Aconogonon polystachyum[/i] oder [i]Polygonum polystachyum[/i] sprechen, oder aber die ebenfalls geläufige Artenbezeichnung [i]Persicaria wallichii [/i]nutzen. Aufgrund morphologischer Unterschiede und molekularen Untersuchungen lässt sich [i]K. polystachya[/i] zumindest von der Gattung [i]Polygonum[/i] abgrenzen ([author]CABI 2015[/author]). Eine vertiefende Ausführung zur Taxonomie der Knöterichgewächse ist unter anderem bei Hong 1992 zu finden.

Biologie

Der Bergknöterich hat zweigeschlechtliche Blüten, die von Insekten bestäubt werden, und vermehrt sich geschlechtlich sowie vegetativ über seine ausgedehnten Rhizome. Keimlinge sind möglicherweise nur mäßig schattentolerant. Außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebiets neigt [i]K. polystachya[/i] dazu, sich vegetativ zu vermehren, wobei sie von Hochwasserereignissen profitiert, die die Fragmentierung und Ausbreitung von Rhizomen fördern. Abgeschnittene oder abgebrochene Stämme und Wurzeln treiben auf feuchtem Boden oder im Wasser aus ([author]CABI 2015[/author]). Während ein Temperaturanstieg im Rahmen des Klimawandels die Vegetationsperiode verlängert und die Invasivität der Art begünstigen könnte, wirkt die vermehrte Trockenheit eher limitierend für eine weitere Ausbreitung ([author]Europäische Kommission 2018, [/author]'https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/neophyten/eu-pflanzen/koenigia-polystachya-vielaehriger-knoeterich'[Neobiota Austria]). [i]K. polystachya[/i] bevorzugt jährliche Niederschlagsmengen von 430-860 mm ([author]Europäische Kommission 2018[/author]).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Bergknöterichs erstreckt sich über die subalpine Himalaya-Region von Pakistan und Nordwestindien über Nepal, Bhutan, Nordostindien, Südtibet und Südwest-China bis in den Norden Myanmars ([author]CABI 2015[/author]).

In Europa wurde der Bergknöterich als Gartenpflanze eingeführt: Um 1900 wurde die Pflanze nach Großbritannien zur Pflanzung in Botanischen Gärten importiert. Mitte des 20. Jahrhunderts kam sie in den Niederlanden vor allem im ländlichen Raum wildlebend vor. [i]K. polystachya[/i] verbreitet sich in Europa und Nordamerika hauptsächlich über die Entsorgung von verunreinigten Gartenabfällen oder kontaminiertem Boden sowie durch die fahrlässige Verbreitung von Teilen des Rhizoms oder der Stängel ([author]Beringen et al. 2018[/author]).

[i]K. polystachya[/i] kommt in Europa in den atlantischen, kontinentalen, borealen, alpinen und mediterranen Regionen vor, zeigt aber eine Präferenz für den atlantischen Raum und wird dort – in Großbritannien und Belgien – sowie in der Schweiz als invasiv eingestuft ([author]Beringen et al. 2018[/author]). In Europa sind etablierte Vorkommen bekannt aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Tschechische Republik und Großbritannien ('https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/neophyten/eu-pflanzen/koenigia-polystachya-vielaehriger-knoeterich'[Neobiota Austria]).

Lebensraum

Die Art kommt ursprünglich in Hochgebirgsregionen zwischen 2200 und 4500 Metern über dem Meeresspiegel vor, bevorzugt in Wäldern und Tälern ([author]Europäische Kommission 2018[/author]). [i]K. polystachya[/i] kommt sowohl in trockenen als auch feuchten Gebieten vor und wächst als Pionierart auf Felsen, Hängen, Wiesen, feuchten Wäldern, Sumpf- und Uferbereichen sowie auf Ruderalflächen. Besonders nach Störungen der Vegetationsdecke kann ihr Auftreten sehr aggressiv sein. Auch Straßengräben und Bewässerungskanäle können von der Art besiedelt werden ([author]CABI 2015[/author], [author]Beringen et al. 2018[/author]). An Flussufern kann [i]K. polystachya[/i] unter guten Bedingungen bis zu 2.5 Meter hoch werden und bildet dort dichte Bestände ([author]Beringen et al.[/author] [author]2018, Nehring & Skowronek 2023[/author]).

In Deutschland wächst [i]K. polystachya[/i] vorwiegend in frischen nitrophilen Saumgesellschaften mehrjähriger Vegetation feuchter bis mittelfeuchter Lebensräume (Galio-Urticetea dioicea) ([author]Beringen et al. 2018[/author])

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In NRW selbst gab es in den letzten Jahrzehnten mehrere Nachweise. Unbeständige Vorkommen wurden im Ruhrgebiet gemeldet, Nachweise in den 1990er bis 2000er Jahren sind aber auch aus dem Kreis Steinfurt und dem Hochsauerland bekannt ([author]Floraweb 2013, Nehring & Skowronek 2023[/author]).