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Großer Wassernabel (Hydrocotyle ranunculoides)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Großer Wassernabel
Großer Wassernabel
© Foto: A. Hussner

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Hydrocotyle ranunculoides ist eine ausdauernde Art, die an den Ufern von Gewässern und in bis zu 50 cm tiefem, stehendem bis langsam fließendem Wasser anzutreffen ist. Die Stängel der Pflanzen sind meist flutend, seltener mit einem schnurartigem Rhizom kriechend und an den bis zu 40 cm langen Blattstielen sitzen die (2,5) 4 – 10 (18) cm großen, runden bis nierenförmigen Blätter, die stark bereift und gekerbt oder 3-7 lappig sind.

Die Pflanze wurzelt mit ihren an den Knoten ansetzenden Wurzeln im meist nur bis zu 50 cm tiefen Wasser auf vornehmlich weichen, schlammigen Untergrund und die Blätter ragen bis zu 40 cm über die Wasseroberfläche hinaus. Ausgehend von diesen Beständen in den Flachwasserbereichen können dichte Teppiche ausgebildet werden, die weit auf die offene Wasserfläche ausgreifen können und dann einen starken Konkurrenzdruck auf vorhandene submerse Wasserpflanzen ausüben.

Verwechselungen könnten mit dem heimischen Wassernabel, Hydrocotyle vulgaris, auftreten, doch sind die Blätter von H. vulgaris fast kreisrund, gekerbt und ohne einen tiefen basalen Einschnitt 'http://www.floraweb.de/pflanzenarten/artenhome.xsql?suchnr=3007'[(Artbeschreibung Floraweb)].

Biologie

Der Große Wassernabel zeigt unter günstigen Habitatbedingungen einen sehr raschen Wuchs und kann die Biomasse innerhalb einer Woche mehr als verdoppeln. Die Art bildet Stolone aus, mit denen sie in der Lage ist, sich an neuen Standorten schnell auszubreiten. Im Gelände konnten im Zeitraum Mai bis Oktober blühende und fruchtende Pflanzen gefunden werden, es ist jedoch nicht geklärt, ob die gebildeten Samen keimfähig sind. Die maximale Größe erreichen die Bestände im September / Oktober, und die Blätter ragen bis zu 50 cm über der Wasseroberfläche auf. In Nordrhein-Westfalen konnten bei Untersuchungen im Spätsommer absolute Sprosslängen von bis zu 220 m pro m² nachgewiesen werden, was auf die sehr hohe Dichte der Bestände hindeutet. Die ersten kalten Nächte des Jahres sowie die verringerte Sonnenstrahlung sorgen dann im Herbst dafür, dass neu gebildete Blätter deutlich kleiner werden und auch nur noch wenig über die Wasseroberfläche hinausragen. Im Winter nach ersten Frösten und bei gefrorenem Boden bzw. eisbedeckten Wasseroberflächen finden sich schließlich bei rein emersen Beständen keine Blätter mehr an den Sprossen, wohingegen die im bis zu 50 cm tiefen Wasser stehenden Pflanzen auch im Winter kleine Blätter (meist nur 1-3 cm² groß) aufweisen, die allerdings nicht die Wasseroberfläche durchbrechen. Frieren jedoch diese Blätter im Eis ein, sterben sie ebenso wie die emersen Blätter durch den Frost ab. Im Frühjahr treiben die neuen Triebe aus den Sprossen des Vorjahres aus. Mit zunehmender Sonneneinstrahlung werden die Blätter immer größer, und es konnten im Spätsommer Blattflächen von bis zu 100 cm²/Blatt gemessen werden. Der Große Wassernabel kann sich sehr effektiv aus Sprossachsenabschnitten von weniger als 1cm Länge regenerieren, was der Art eine schnelle und einfache Verbreitung erlaubt.

Herkunft und Einwanderungsweg

Hydrocotyle ranunculoides stammt ursprünglich aus Nord- und Südamerika, ist aber auch in Abessinien, Südwestasien (im Kaukasus und Palästina) und Mittel- und Süditalien (auch Sizilien) anzutreffen. Weitere Vorkommen der Art finden sich auch in Australien, Asien und Afrika. In Europa ist die Art als unerwünschter Neophyt aus Großbritanniens, Italien, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien und den Niederlanden bekannt. In einigen europäischen Ländern (u.a. den Niederlanden und Großbritannien) hat sich die Art in den letzten Jahren z.T. stark ausbreitet, was in manchen Kanälen schon zu Problemen für die Schifffahrt geführt hat. In Deutschland konnte der Große Wassernabel erstmals im Jahr 2003 in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen werden, wo die Art derzeit die größte Verbreitung im Bundesgebiet besitzt. Zudem gibt es erste bestätigte Nachweise des Neophyten aus Niedersachsen.

Die Art wurde in der Vergangenheit in Europa als beliebte Pflanze für den Gartenteich vertrieben, wobei in den Niederlanden nach der explosionsartigen Ausbreitung des Neophyten in den letzten 15 Jahren der Handel mit der Art im Jahr 2001 verboten wurde. Seit dem 3.8.2016 ist der Handel gemäß VO (EU) 1143/2014 in allen europäischen Ländern verboten.

Lebensraum

Es werden Flachwasserbereiche von bevorzugt stehenden und langsam fließenden Gewässern, insbesondere Kanäle, Gräben und kleinere Fließgewässer, besiedelt. Selten trifft man die Art auch in schnell fließenden Gewässerabschnitten. Die Art bevorzugt nährstoffreiche Gewässer, kann aber auch in nährstoffarmen Gewässern überdauern.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

Aus Nordrhein-Westfalen sind bislang insbesondere im Rheinland einige Vorkommen bekannt, die größten Bestände finden sich dabei in den Flüssen Erft und Niers.