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Muschelblume (Pistia stratiotes)

Aktualisiert am: 21.02.2024
EU-Code:

Muschelblume, Pistia stratiotes
Muschelblume, Pistia stratiotes
© Foto: Dr. A. Hussner

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Pistia stratiotes ist eine frei schwimmende Wasserpflanze, die mit ihren langen Blättern Rosetten bis zu einem Durchmesser von über 60 cm ausbildet. Die Blätter sind verkehrt eiförmig bis länglich-löffelförmig, hellgrün, beidseitig behaart und mit vielen deutlich erkennbaren, parallel verlaufenden Nerven ausgestattet. Die langen, feinen Wurzeln hängen ins Wasser und nehmen aus dem Wasserkörper Nährstoffe auf. Die unauffälligen Blütenstände sind 7-12 mm lang und 5 mm breit. Sie sitzen auf kurzen Stielen in der Mitte der Blattrosette. Der Blütenkolben ist von einem weißlichen Hochblatt (= Spatha) umschlossen, welches blassgrün, außen behaart und innen kahl ist. Das Hochblatt ist zwischen den Gruppen von weiblichen und männlichen Blüten verengt. Es öffnet sich am Morgen unterhalb der Verengung und legt die nasse Narbe frei, während die männlichen Blüten eingeschlossen bleiben. Nach ein paar Stunden öffnet sich die Spatha komplett und legt auch die männlichen Blüten frei. Nach der Befruchtung krümmt sich der Blütenstiel und die Frucht wird unter Wasser gedrückt, wo die Samen freigegeben werden. Oftmals finden sich die Früchte in den Blattachseln der äußeren Blätter oder ganz außerhalb der Blattrosette, nachdem die älteren Blätter abgefallen sind.

Da es keine vergleichbaren einheimischen Wasserpflanzenarten gibt, ist eine Verwechslung mit einheimischen Wasserpflanzen fast ausgeschlossen.

Biologie

Pistia stratiotes ist eine schwimmende Wasserpflanze, die ihre Nährstoffe über ihre Wurzeln direkt aus dem Wasser aufnimmt. Die Pflanzen sind nicht winterhart, so dass sich Bestände nur in Gewässern halten können, die in den Wintermonaten nicht zufrieren. Die großen, über die Wasseroberfläche ragenden Blätter zeigen schon bei leichtem Nachtfrost deutliche Schädigungen, so dass nur kleine, vollständig auf der Wasseroberfläche anliegende Pflanzen Frostereignisse überstehen können.

Pistia stratiotes vermehrt sich in den meisten Fällen rein vegetativ, wobei die Tochterpflanzen über bis zu 20 cm lange Stolone mit der Mutterpflanze verbunden sind. Zudem bilden die Pflanzen auch reichlich Samen aus, die auf den Gewässerboden absinken und dort Temperaturen bis -5 Celsius überstehen können (Pieterse et al. 1981). Die Keimung der Samen wird von verschiedenen abiotischen Parametern beeinflusst (u.a. Lichtverfügbarkeit, Temperatur). Auch in Deutschland konnten schon oft Blüten beobachtet werden, über die Keimfähigkeit der Samen und eine eventuelle Keimung der Samen in hiesigen Gewässern ist jedoch fast nichts bekannt. Lediglich in der Erft konnten bisher keimfähige Samen nachgewiesen werden, ohne dass jedoch ein Nachweis von Keimlingen im Gewässer erbracht werden konnte (Hussner & Heiligtag 2013).

Herkunft und Einwanderungsweg

Die Muschelblume stammt ursprünglich aus Südamerika, ist aber mittlerweile in vielen tropischen und subtropischen Regionen der Welt anzutreffen. In Europa ist Pistia stratiotes aufgrund der klimatischen Gegebenheiten vor allem in Südeuropa verbreitet, in den anderen Gebieten gibt es nur in thermisch anomalen, d.h. künstlich erwärmten Gewässern etablierte Vorkommen.

In Deutschland gelangen erste Funde der Art 1980 in Ostdeutschland, 1981 erfolgte mit dem Erstnachweis an der Erft der erste Nachweis in NRW. Die Bestände konnten sich anfangs trotz der erwärmenden Sümpfungswassereinleitungen nicht etablieren und waren immer auf Neu-Ansalbungen  zurückzuführen. Da Pistia stratiotes im Handel weit verbreitet und eine beliebte Gartenteich- und Aquarienpflanze ist, gelangten immer wieder Pflanzen in die freie Natur.

Lebensraum

Pistia stratiotes besiedelt stehende und fließende, vorzugsweise nährstoffreiche Gewässer. Die Bestände können unter günstigen Witterungsbedingungen schnell ganze Gewässer zuwuchern und somit das Gewässer vollständig beschatten. In fließenden Gewässern werden die Pflanzen jedoch verdriftet und es werden meist keine großflächigen Dominanzbestände ausgebildet. Sie finden sich nur in ruhigeren Gewässerbereichen, an Querbauwerken oder bei bis an die Wasseroberfläche reichenden Beständen submerser Pflanzen als Verankerungspunkte für die Pflanzen.

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen ist Pistia stratiotes zumeist in unbeständigen Vorkommen anzutreffen, die auf Ansalbungen zurückzuführen sind und zumeist im Winter wieder absterben. Lediglich in den künstlich erwärmten Gewässern der Erft blühen, fruchten und überwintern die Pflanzen seit etwa 2008 regelmäßig (Hussner & Heiligtag 2013).