Nadelkraut (Crassula helmsii)
Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:
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Blühende Crassula helmsii
© Foto: Dr. A. Hussner
Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten
Crassula helmsii ist eine ausdauernde, wintergrüne, untergetaucht (submers) oder am Ufer von Gewässern oberhalb der Wasseroberfläche (emers) wachsende Pflanze. Die sukkulenten Pflanzen besitzen runde, kahle, einfach oder nur wenig verzweigte, kriechende bis aufsteigende Sprosse, die mehr als 1 m lang werden können. Die Wurzeln befinden sich zumeist an den unteren Nodien, es können aber an allen Nodien Wurzeln gebildet werden. Die gegenständigen und am Grunde miteinander verwachsenen lineal -lanzettlichen Blätter werden bis zu 2 cm lang und 1 - 2 mm breit. Crassula helmsii ist anhand der Blüten von der (mittlerweile in Deutschland ausgestorbenen) einheimischen Art Crassula aquatica zu unterscheiden. Die Blüten von Crassula aquatica sitzen ungestielt in den Blattachsen, während die Blüten von Crassula helmsii auf 2 - 8 mm langen Blütenstielen sitzen. Die weißen Blüten von Crassula helmsii sind 4-zählig und nur 2 - 3 mm im Durchmesser, die gebildeten Samen sind nur 0,4 mm lang.
Biologie
Crassula helmsii ist eine immergrüne Wasserpflanze und die Bestände bleiben selbst unter einer geschlossenen Eisdecke voll erhalten, so dass die Pflanzen im Frühjahr einen deutlichen Konkurrenzvorteil gegenüber den neu austreibenden heimischen Pflanzen besitzen. Die Pflanzen erreichen schon bei geringer Lichteinstrahlung ihre maximale Photosyntheseleistung und emerse Crassula helmsii-Pflanzen können bei zu starker Sonnenexposition geschädigt werden. Crassula helmsii besitzt einen Crassulaceen-Säurestoffwechsel (CAM) mit einer CO2-Vorfixierung während der Nacht, der der Art erlaubt im Gewässer CO2-Mangelsituationen während das Tages zu überstehen und weiterhin Photosynthese zu betreiben. Durch diesen Mechanismus besitzt die Art somit einen deutlichen Konkurrenzvorteil gegenüber obligaten CO2-Nutzern, die keinen CAM-Mechanismus oder andere Anpassungen an CO2 Mangel im Wasser besitzen.
Crassula helmsii kann sich aus kleinsten Pflanzenfragmenten regenerieren. Obwohl die Art reichlich blüht, ist noch keine Samenbildung in Deutschland beschrieben worden.
Herkunft und Einwanderungsweg
Crassula helmsii kommt ursprünlich in Neuseeland und Australien vor, wo sie sowohl in salzhaltigen Küstengewässern als auch in Binnengewässern wächst. Die in Deutschland anzutreffenden Pflanzen entsprechen vermutlich einem australischen Ökotyp, der nur in Binnengewässern wächst (pers. Mitt. Dr. J. Clayton, NIWA, Hamilton, Neuseeland). Die Pflanzen gelangten über den Handel nach Europa. Als Teichpflanzen- bzw. Aquarienpflanzenadventive sind sie in die Gewässer eingetragen worden. Der erste Nachweis in Deutschland gelang 1981 im Pfälzer Wald und kurze Zeit später wurde Crassula helmsii auch in NRW gefunden. Unklar ist, in welchem Umfang die Art durch Wasservögel oder andere Tiere verbreitet wird.
Lebensraum
Crassula helmsii ist in NRW zumeist in Stillgewässern anzutreffen, sie kann jedoch auch in Fließgewässern vorkommen. Die schnell wachsende Art kann innerhalb weniger Jahre dichte Bestände ausbilden. Crassula helmsii besiedelt zumeist meso- oder eutrophe Gewässer. Die Art wächst bis in Tiefen von ca. drei Metern, vereinzelt wurde sie aber in klaren Gewässern auch bis in 10 Metern Wassertiefe gefunden.Sie geht auch in kleine, periodische Stillgewässer, die als Artenschutzgewässer angelegt worden sind. Da die Art sowohl submers als auch emers wächst, ist sie hervorragend an die schwankenden Wasserstände angepasst. Die Bestände erreichen Bestandsdichten von > 1 kg Trockenmaterial pro m².
Verbreitung in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen ist Crassula helmsii noch selten aber in fast allen Landesteilen anzutreffen. Die meisten Vorkommen finden sich in flachen Stillgewässern unterschiedlicher Wasserqualität, das größte Vorkommen befindet sich im Fühlinger See in Köln, wo die Art bereits seit mehr als 25 Jahren bekannt ist und sich weiter ausbreitet. In den letzten Jahren sind vermehrt Ansiedlungen an Binnengewässern im Nordwesten des Landes festgestellt worden.