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Koboldkärpfling (Gambusia affinis)

Aktualisiert am: 03.04.2024
EU-Code:

Koboldkärpfling Männchen
mit Gonopodium 
Koboldkärpfling Männchen mit Gonopodium 
© Foto:  NOZO 2008, CC BY-SA 3.0 Dateiname: Gambusia_affinis_male 

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

G. affinis sind lebendgebärende Süßwasserfische. Sie sind grau bis braun gefärbt mit einem leicht bläulichen Schimmer an den Seiten und einem silbrig-weiß gefärbtem Bauch. Der Kopf ist horizontal stark abgeflacht mit kleinem oberständigem Maul, das nicht ganz bis an die Augen reicht. Sie sind geschlechtlich dimorph – die Weibchen sind größer und mit kräftigerem Körperbau und werden bis zu 7 cm lang. Männchen werden bis zu 7 cm lang ([author]Nehring & Skowronek[/author] 2013). Die Analflosse der Männchen ist zu einem Gonopodium ohne Zähnchen umfunktioniert. Wenn die Weibchen trächtig sind, besitzen sie einen dunklen Fleck in der Nähe der Afterflosse, die sich mit den heranwachsenden Embryos vergrößert ([author]Nehring & Skowronek [/author]2023). 

Der Koboldkärpfling Gambusia affinis ist dem nah verwandten Östlichen Mosquitofisch (Gambusia holbrooki) sehr ähnlich, was die Morphologie und Biologie anbelangt. Sie lassen sich anhand der Analflosse der Männchen unterscheiden. Die Analflosse von G. affinis hat keine Zähnchen ([author]Nehring & Skowronek [/author]2023).

Taxonomische Einordnung

Gambusia holbrooki und G. affinis wurden bis 1988 als Unterart von G. affinis bezeichnet und gelten seitdem als eigenständige Arten. Sie unterscheiden sich in der Morphologie ihrer Chromosomen und dem genetischen Code, sowie äußerlich durch einen morphologischen Unterschied in der männlichen Analflosse ([author]'https://www.cabidigitallibrary.org/doi/10.1079/cabicompendium.82079'[CABI][/author] 2010).

Biologie

Die Art ist sehr anpassungs- und reproduktionsfähig. Die Fortpflanzungszeit reicht von Mitte des Frühjahrs bis Mitte Herbst. Vollentwickelte Jungfische werden nach einer Tragzeit von 15 bis 50 Tagen vollentwickelt geboren und sind zu diesem Zeitpunkt etwa 6-8 mm lang und schwimmfähig. Es sind mehrere Bruten pro Jahr mit 5-100 Individuen pro Brut möglich ('https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/eu-tiere/gambusia-affinis-kobold-kaerpfling'[Neobiota Austria)]. Es handelt sich bei dem Koboldkärpfling um einen opportunistischen Räuber, der sich von Zooplankton, kleinen Insekten und Detritus, und insbesondere von aquatischen Stechmückenlarven und -puppen ernährt. Kannibalismus tritt ebenfalls auf. Sie verhalten sich aggressiv gegenüber anderen Fischen (EASIN, CABI 2010).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das natürliche Verbreitungsgebiet von G. affinis liegt im Mississippi-Becken und in den Zuflüssen des Golfes von Mexiko (Texas bis Mississippi) ([author]Kinzelbach & Krupp[/author] 1982). Die Gattung der Moskitofische (Gambusia) wurde zur Bekämpfung von Stechmückenlarven weltweit angesiedelt [author](Nehring et al[/author]. 2010). Außerdem dienen sie als Lebendfutter für Aquarienfische und werden unabsichtlich beim Import anderer Fischarten eingeschleppt (Neobiota Austria). Der Kobold-Kärpfling und der eng verwandte G. holbrooki sind gemeinsam die weitverbreitesten Süßwasserfische der Welt und können auf allen Kontinenten außer der Antarktis nachgewiesen werden ([author]Pyke[/author] 2005). Die Art ist in Italien etabliert ('https://www.neobiota-austria.at/ias-unionsliste/eu-tiere/gambusia-affinis-kobold-kaerpfling'[Neobiota Austria]).

In Deutschland wurde sie 1898 erstmals eingeführt und ist heutzutage im Handel, in Tierparks und zu Forschungszwecken in Gefangenschaft vorhanden. 1978 wurde ein erster Nachweis über wildlebende Tiere verzeichnet; die Nachweise aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen wurden zwischen 1982 und 2012 erbracht und sind somit eher veraltet ([author]Nehring & Skowronek [/author]2013).

[author]Aislabie et al.[/author] schätzen, dass die Art sich in Deutschland in Zukunft und unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels etablieren und sogar invasiv werden könnte, insbesondere weil G. affinis tolerant gegenüber kälteren Temperaturen ist und sich selbst in Teichen etablieren kann, die im Winter von Eis bedeckt sind (2020).

Lebensraum

G. affinis besiedelt unterschiedliche Habitate aber bevorzugt langsame, seichte Gewässer vor allem im Unterlauf von Bächen, mit einer Vegetation aus submers verankerten Wasserpflanzen. Gambusia meidet flottierende Vegetation. Eine Wassertemperatur von 31°C ist für die Art ideal ([author]Pyke [/author]2005), allerdings kann sie kurzfristig auch Wassertemperaturen von 3 bis zu 42°C überleben ('https://www.fischlexikon.eu/fischlexikon/fische-suchen.php?fisch_id=0000000091'[Fischlexikon]). Der Koboldkärpfling hat geringe Ansprüche an die Wasserqualität und den Sauerstoffgehalt der bewohnten Gewässer ([author]'https://easin.jrc.ec.europa.eu/easin/CitizenScience/Factsheets'[EASIN][/author]). Er ist eigentlich ein Süßwasserfisch, lebt aber auch im Brackwasser ([author]'https://www.cabidigitallibrary.org/doi/10.1079/cabicompendium.82079'[CABI] [/author]2010).

Verbreitung in Nordrhein-Westfalen

In Nordrhein-Westfalen sind keine wild lebenden Vorkommen bekannt.