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Amurgrundel (Perccottus glenii)

Aktualisiert am: 27.03.2023
EU-Code:

Aussehen und Verwechslungsmöglichkeiten

Die Amurgrundel erreicht eine Körperlänge von 14 bis 25 cm und wird bis zu 250 g schwer, Weibchen sind in der Regel kleiner als Männchen. Der Körper des Fisches ist hochrückig und barschähnlich. Die Amurgrundel ist beschuppt, aber es existieren keine sichtbaren Seitenlinien. Der Kopf ist nicht deutlich breiter als der restliche Körper. Die Amurgrundel hat ein verhältnismäßig großes, leicht oberständiges Maul mit vorstehendem Unterkiefer. Die Bauchflossen des Fisches sind getrennt, die Rückenflosse geteilt. Der Körper der Amurgrundel ist dunkel gefärbt, je nach Substrat und Wasserkörper ist er grün-oliv bis bräunlich-grau oder dunkelgrün. Die Körperfärbung ist auf beiden Körperseiten durch dunkle Flecken und eine Vielzahl an kleinen gelben bis blaugrünen Flächen unterbrochen (Scheibner et al. 2015 & Wiesner et al. 2010).

Eine Verwechslung mit anderen nicht heimischen Grundelarten ist durch den sehr ähnlichen Habitus zwar gegeben, allerdings sind die Bauchflossen der Armurgrundel, im Gegensatz zu den anderen Grundeln, nicht zu einer Saugscheibe zusammengewachsenen, womit sich die Art gut abgrenzen lässt. Durch die getrennten Bauchflossen besteht allerdings Verwechslungsmöglichkeiten mit der einheimischen Koppe. Diese verfügt ebenfalls über getrennte Bauchflossen, aber im Gegensatz zur Armurgrundel ist die Koppe mit Ausnahme einiger Schuppen entlang der Seitenlinie nicht beschuppt. Dazu ist der Kopf der Koppe breiter als der restliche Körper. Außerdem könnte die Amurgrundel mit dem Hundsfisch verwechselt werden, dieser hat jedoch eine kürzere Afterflosse sowie eine ungeteilte Rückenflosse. Verwechslungsmöglichkeiten bestehen zudem mit dem Sonnenbarsch, bei dem der Rücken noch hochrückig ist, als bei der Amurgrundel und der über eine zweilappige, aber ungeteilte Rückenflosse verfügt (Wiesner et al. 2010).

Biologie

Die Amurgrundel ist ein carnivorer Fisch, der ein breites Spektrum an tierischer Nahrung auf unterschiedlichen trophischen Ebenen aufweist (Reshetnikov 2003). Während Jungtiere sich von Zooplankton ernähren (Terlecki & Palka 1999), fressen adulte Tiere eher Makroinvertebraten, verschiedene Amphibien (v. a. im Larvalstadium) sowie Fische.

Im Alter von 1 bis 3 Jahren wird die Art geschlechtsreif, der Laich wird in mehreren Schüben zwischen Mai und Juli bei Wassertemperaturen zwischen 15 und 20 °C abgelegt. Meist werden die Eier nahe der Wasseroberfläche an die Unterseite von Pflanzen geheftet. Der Laich und später die geschlüpften Larven werden von den männlichen Fischen bewacht. Die Larven leben im Pelagial (Freiwasserzone) (Wiesner et al. 2010).

Herkunft und Einwanderungsweg

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet von Perccottus glenii liegt im Fernen Osten Russlands, im Nordosten Chinas sowie im Norden Nordkoreas.

1912 führte der Naturforscher I. L. Zalivskii die Amurgrundel im westlichen Teil Eurasiens ein. Zunächst hielt er Individuen, die aus dem Fluss Seja im Fernen Osten Russlands stammten, in einem Aquarium nahe Sankt Petersburg. 4 Jahre später wurden vier Amurgrundeln in einen Gartenteich gesetzt, sie pflanzten sich fort und besiedelten von dort aus andere Wasserkörper (Reshetnikov 2004). Infolgedessen vergrößerte die Art ihr Verbreitungsgebiet, häufig erfolgte die Ausbreitung in Zusammenhang mit menschlicher Aktivität. Ausbreitungsvektoren waren u. a. die unbeabsichtigte Einbringung in Fischteiche mit kommerziellen Fischtransporten (Nehring & Steinhof 2014) sowie die gezielte Einführung zur Bekämpfung von Moskitolarven mithilfe dieser Fischart (Terlecki & Palka 1999). Darüber hinaus steht die Ausbreitung der Amurgrundel auch im Zusammenhang mit dem Einsatz als lebender Köder von Hobbyanglerinnen und -anglern.

Aus Osteuropa sind gebietsfremde, z. T. etablierte Vorkommen der Art aus Bulgarien, Estland, Kroatien, Lettland und Litauen, Moldawien, Polen, Rumänien, Serbien, der Slowakei, der Ukraine, Ungarn sowie Weißrussland bekannt (Nehring & Steinhof 2014). Die Ersteinbringung in Deutschland erfolgte 1962 für Zuchtversuche am Zoologischen Institut der Hochschule Potsdam. Seit ungefähr 2003 ist ein Vorkommen in kommerziell genutzten Fischteichen im Naturschutzgebiet „Charlottenhofer Weihergebiet“ in der Oberpfalz in Bayern bekannt. Vermutlich gelangte Perccottus glenii zufällig mit Fischbesatz in die Teiche. 2013 wurde eine Amurgrundel in einem Graben im Naturschutzgebiet außerhalb der bewirtschafteten Fischteiche festgestellt (Scheibner et al. 2015). Des Weiteren wurden im November 2014 drei adulte Tiere in einem Fließgewässer, das sich in unmittelbarer Nähe zu den kommerziell genutzten Teichen befindet, gefunden. Die Fundorte liegen im Einzugsgebiet der Donau. Ausbreiten könnte sich die Amurgrundel vom Naturschutzgebiet „Charlottenhofer Weihergebiet“ aus v. a. flussabwärts, da die Art nicht als starker Schwimmer gilt. Gebiete der mittleren und oberen Donau in Deutschland, Österreich, der Slowakei sowie Ungarn wären hierdurch gefährdet (Nehring & Steinhof 2014).

Eine weitere Ausbreitung der Art aufgrund der durch den Klimawandel bedingten Erwärmung von Gewässerökosystemen ist mittelfristig möglich (Wiesner et al. 2010).

Lebensraum

Insgesamt stellt Perccottus glenii keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum. Die Art tritt in Seen und Teichen, Fließgewässern und Altarmen wie auch in Moorgewässern auf. Bevorzugt besiedelt sie stehende Gewässer sowie Moorgewässer. Die Amurgrundel präferiert den ufernahen Bereich. Sie bevorzugt Gewässer mit dichter Unterwasservegetation. Auch in Gewässern mit regelmäßigem Sauerstoffmangel und großen Temperaturschwankungen ist sie häufig. Frost und Trockenphasen kann sie durch Eingraben im Schlamm überdauern (Terlecki & Palka 1999).